Portrait

„Wir haben auch schon Atomkraftwerke gereinigt.“

Sie liebt Herausforderungen, ist Unternehmerin, Förderin und natürlich auch Mutter. Und sie führt ein äußerst inspirierendes Leben.

Wir trafen die Inhaberin der Fürst Gruppe Christine Bruchmann zum Interview und sprachen mit ihr über schlechte Idole, bittere Erfahrungen und Elternzeiten.

Elternzeiten Anfang der 90er

Das Leben der Christine Bruchmann erzählt von einer äußerst fortschrittlichen und interessanten Frau. Sie wächst in Nürnberg auf und legt dort ihr Abitur ab.

Während ihres BWL-Studiums lernt sie ihren zukünftigen Ehemann kennen. Als Trainee bei dem Großkonzern Gillette startet Bruchmann ins Berufsleben. Ab da beginnt ihre steile Karriere im Vertrieb.

Als sie schwanger wird, übernimmt ihr Ehemann die Elternzeit. Nur acht Wochen nach der Geburt sitzt Christine Bruchmann wieder im Büro. „Ein schlechtes Gewissen hatte ich damals schon“, gibt sie zu. Anfang der 90er Jahre sei ihr nicht viel Verständnis für den vermeintlichen Rollentausch entgegengebracht worden. Darüber wie fortschrittlich ihre Einstellung für damalige Verhältnisse war, verliert sie kein Wort.

„Wenn alles smooth läuft, muss ich mir immer etwas anderes suchen; etwas, das mich fordert.“

Christine Bruchmann

Eine bittere Erfahrung

Ihre berufliche Laufbahn führt sie von Gillette zu einem schwedischen Konzern, der auch in Deutschland ansässig ist. Dann passiert etwas, das Bruchmann demütig werden lässt.

Ihr Arbeitgeber entlässt sie auf „eine unschöne Art und Weise“, wie sie selbst erzählt. Innerhalb von wenigen Minuten soll sie ihre Sachen packen. Viele Menschen würde eine derart bittere Erfahrung aus der Bahn werfen.

Nicht so Christine Bruchmann. Sie lernt, die Situation objektiv einzuschätzen. Sie sagt rückblickend: „Es hat mir gezeigt, dass es manchmal nichts mit den eigenen Fähigkeiten zu tun hat, sondern spezielle Konstellationen solche Entscheidungen bedingen.“

In Familienhand

2005 wechselt Bruchmann ins Familienunternehmen, die Fürst Gruppe, und übernimmt die Firma von ihrem schwerkranken Vater. Die Unternehmensnachfolge habe sich schwierig gestaltet, so beschreibt es die Firmeninhaberin.

„Es würde mich sehr freuen, wenn die Fürst Gruppe in Familienhand bliebe.“

Christine Bruchmann

„Ich glaube, es ist die Königsdisziplin, einen richtigen Nachfolger für ein Familienunternehmen zu finden“, sagt Bruchmann. Obwohl sie ihr Kind nie unter Druck setzen würde, die Fürst Gruppe weiterzuführen, wünscht sie sich dennoch, dass Sohn Jan die Firma übernimmt. Damit stünde er an der Spitze eines Dienstleistungsunternehmens, das 4.000 Menschen aus über 75 Nationen beschäftigt.

Vielfältige Angebote mit Potential

Den Schwerpunkt des Geschäfts bildet die Gebäudereinigung. Dabei sorgt die Fürst Gruppe nicht nur für Sauberkeit in Büros, sondern auch in Industrie-Anlagen. „Wir haben auch schon Atomkraftwerke gereinigt“, berichtet Chefin Christine Bruchmann.

Die Sicherheit bildet einen weiteren wichtigen Geschäftsbereich. Der Aufgabenbereich umfasst unter anderem Objekt- und Werkschutz, Pförtner- und Streifendienste und die Sicherheit von Angestellten in Krankenhäusern und Psychiatrien. Dazu kommen Dienstleistungen im Segment der Zeitarbeit und des Outsourcings.

Christine Bruchmann überrascht im Interview bei der Frage, welches Unternehmen sie fernab ihrer aktuellen Branche gründen würde. Sie antwortet spontan: „Also mal ganz ehrlich, ich würde überhaupt kein Unternehmen gründen, weil ich in den Bereichen, in denen ich aktuell tätig bin, noch so viel Potential sehe.“

Vor allem im Bereich der Sicherheit gebe es heute viele Veränderungen. Bruchmann sieht diese Branche als prädestiniert für die Digitalisierung. Aktuell denke man zum Beispiel über den Einsatz von Drohnen nach. „Das wird in ein paar Jahren eine ganz neue Art der Sicherheit bieten“, ist sich die Unternehmerin sicher.

Mitarbeiter & Mentoren

Ihr Antrieb resultiert für Bruchmann aber nicht in erster Linie aus innovativen Geschäftsideen, sondern entspringt vor allem der Zusammenarbeit mit anderen. „Etwas gemeinsam mit anderen Menschen nach meinen Wertevorstellungen zu bewegen, treibt mich an“, sagt sie.

Es mache ihr Spaß, junge Menschen zu entwickeln und sie stark zu machen. Vor allem die Förderung von Frauen sei ihr ein Anliegen. Als sie das Familienunternehmen übernahm, war es ihr wichtig, eine wertigere Unternehmenskultur zu schaffen, als die, die sie in großen Konzernen erlebt habe.

Dazu passt auch, dass sie sich immer „schlechte Idole“ gesucht hat. Bruchmann erklärt es so: „Ich würde eher sagen, dass die Menschen, die mich geprägt haben, Menschen waren, über die ich gesagt habe: So will ich es auf keinen Fall machen.“

Statt sich zum Beispiel an ihrem Vater zu orientieren, der als erfolgreicher Unternehmer die Fürst Gruppe führte, ließ sich Bruchmann eher von ihrer Mutter beeinflussen. Diese war damals nicht berufstätig und damit finanziell abhängig von ihrem Ehemann. Das wollte Christine Bruchmann selbst auf keinen Fall.

Auch ehemalige Chefs prägten die Unternehmerin auf diese Weise. „Ich hatte viele Vorgesetzte, bei denen ich mir dachte, dass ich das viel besser kann“, erinnert sie sich.

So wurde aus der BWL-Studentin schließlich eine erfolgreiche Firmen-Inhaberin und eine empathische Arbeitgeberin. Das klingt ein bisschen wie das Happy End eines Hollywood-Streifens – ist aber um ein Vielfaches inspirierender als ein Film mit Starbesetzung.


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