Portrait

„Wir leben immer noch in einer Welt, die weit entfernt von Gleichberechtigung ist.“

Er ist eine Mischung aus Datenexperte und Psychologe, schätzt künstliche Intelligenz und weiß genau, wie man Fachkräfte rekrutiert. Wir haben Michael Plentinger, Geschäftsführer von greple, getroffen und mit ihm über seinen und andere Jobs gesprochen.

Ich war keine Sekunde meines Lebens irgendwo angestellt. Daher habe ich immer gemacht, was mich begeistert.

Michael Plentinger

Greple: Künstliche Intelligenz in HR

Plentingers Firma berät Unternehmen im Bereich Human Resources (HR). Neben dem Kunden werden auch potentielle Bewerber analysiert. Der greple-Geschäftsführer beschreibt: „Wir messen auf Text- und Sprachbasis die Persönlichkeit und Kompetenzen des potentiellen Arbeitnehmers.“

Es geht dabei neben der Wortwahl und dem Satzbau auch um Fragen wie: Spricht der Bewerber von einem Ich oder von einem Wir? Spricht er sehr punktiert oder eher ausufernd? Spricht er im Aktiv oder nutzt er das Passiv?

Einer 7-Jährigen würde Michael Plentinger erklären: „Wir suchen Menschen einen Beruf, der ihnen wirklich Spaß macht und zu ihrem tatsächlichen Wesen passt.“

Die 17 Mitarbeitenden von greple schauen nicht nur darauf, was man in der Ausbildung oder beim Studium gelernt hat, sondern machen sich Gedanken um den Menschen hinter dem Lebenslauf. Dabei helfen ihnen Computer.

Eine bunte Mischung an Perspektiven

Als Geschäftsführer strebt Plentinger selbst nach einer ausgewogenen Unternehmens- und Organisationsentwicklung. Er weiß genau, welche Art von Mitarbeitenden er braucht.

Einige seiner Angestellten stammen aus der (Wirtschafts-) Psychologie, andere aus der Informatik und auch von Geisteswissenschaftlern erzählt Plentinger. Das Alter des Kollegiums reicht von 20 bis etwa 50 Jahren.

Ich habe weder Mentor noch Vorbild. Ich finde, man wächst mit seinen Aufgaben. Das heißt, die Vorbilder und Inspirationen ziehe ich mir lieber von meinen Mitarbeitern und deren täglichen Aufgaben und Ideen.

Michael Plentinger

Ziel dieser bunten Zusammensetzung ist, verschiedene Perspektiven auf ein und dieselbe Sache zu erhalten. Den gemeinsamen Nenner aller bilden eine Affinität zu Daten sowie zur Psychologie.

Sogar Input von Studenten bekommt Michael Plentinger hin und wieder, denn er lehrt an der International Business School (IBS) in Nürnberg. Auch die Perspektive der Studierenden auf Trends und Entwicklungen schätzt er sehr.

Die Neutralität der Maschinen

Plentingers HR-Beratungsfirma greple verfolgt mit der Nutzung künstlicher Intelligenz einen größeren Zweck. Es geht um mehr als nur um Modernität und Digitalisierung. „Mich treibt ein gewisses Maß an Fairness an“, erklärt der greple-Chef.

Ich finde es weder bei mir noch bei meinen Kollegen wichtig, wie viel sie arbeiten, sondern was das Ergebnis ist und wie sich das anfühlt.

Michael Plentinger

„Wir leben immernoch in einer Welt, die weit entfernt von Gleichberechtigung ist, obwohl wir uns gegenseitig mit Diversity besingen.“ Er weist beispielsweise darauf hin, dass Menschen niemals frei von Vorurteilen seien und immer noch zu oft in Stereotypen denken würden.

Frauen und Migranten seien deshalb noch viel zu oft benachteiligt, was den Arbeitsmarkt anginge. Die Analyse mithilfe künstlicher Intelligenz würde das verhindern, denn Maschinen seien Plentinger zufolge neutral.

Ein erfolgreicher Arbeitgeber

Michael Plentinger erzählt, wie sich die Aufgabenbereiche im HR-Bereich über die Jahrzehnte hinweg gewandelt haben. Laut ihm haben Mitarbeitende des Personalwesens früher eher Aufgaben eines Sachbearbeiters erledigt: Reisekosten erfasst, die Lohnbuchhaltung verantwortet, Verträge geschrieben.

Heute rückt der Mensch stärker in den Vordergrund. HR wird immer stärker Teil des operativen Geschäfts. Es gibt neue Berufsbilder wie beispielsweise Feel-Good- oder People-Manager.

Darauf müsse man als Arbeitgeber reagieren. Ein Merkmal für eine erfolgreiche Arbeitgebermarke ist für Plentiger eine authentische Kommunikation.

Er erklärt, dass es heute „Einheits-Bullshit“ gäbe und Arbeitgeber von den immer gleichen Benefits sprechen würden. „Ein Arbeitgeber sollte wissen, wer er ist, und auf dieser Basis kommunizieren“, fasst Plentinger zusammen. Das beruhe ihm zufolge mehr auf guter Analysetätigkeit als auf Kreativität in der Vermarktung.


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