Sofia Schneider lenkt das Unternehmen MAUSS BAU GmbH & Co. KG mit einer Mischung aus Klarheit, Empathie und einem Gespür für das Wesentliche. Im Interview mit Bürobesuch-Herausgeber Constantin Kaindl spricht die dreifache Mutter über Tradition, Wandel und ihre Verantwortung als Unternehmerin.
Wenn Sofia Schneider über ihren Werdegang spricht, klingt es fast so, als sei ihr Weg an die Spitze von MAUSS BAU vorgezeichnet gewesen. Doch der Weg dorthin war alles andere als leicht. „Mit 26 war ich auf einmal geschäftsführende Gesellschafterin. Aus dem Nichts“, erzählt sie. Heute, mit 39 Jahren, ist sie nicht nur Mutter von drei Kindern, sondern auch die Frau an der Spitze eines Bauunternehmens mit über 400 Mitarbeitenden – in einer Branche, die sich nicht gerade für Wandel begeistert.

Von Generationen und Entscheidungen
Der Name Mauss hat in der Baubranche Tradition. Seit mehr als 135 Jahren realisiert das Familienunternehmen Bauprojekte in Bayern. „Ganz ursprünglich hießen wir mal Mauss“, erklärt Sofia Schneider, die das Unternehmen bereits in fünfter Generation leitet. Doch in einer Generation mit drei Schwestern Mitte des 20. Jahrhunderts ging der Name verloren.
Sofia Schneider studierte zunächst Immobilienwirtschaft in München und Regensburg und es war noch nicht klar, ob sie in das Unternehmen einsteigen würde. „Bis ich gefragt wurde, war das nicht entschieden“, erinnert sie sich. Doch als die Entscheidung fiel, war der Weg klar: Sie bereitete sich gezielt darauf vor, MAUSS BAU zu übernehmen. Mit 26 Jahren trat sie ins Unternehmen ein, an der Seite ihres Vaters. Zwei Jahre später stieg auch ihr Mann, der aus der Immobilienbranche kam, mit ein. „Man könnte fast denken, das haben wir ganz gut eingefädelt“, sagt sie lachend. „Aber es war tatsächlich Liebe.“
Ihr Vater bereitete bereits seinen Rückzug vor und übertrug ihr nach und nach die Anteile. „Es war ein schrittweiser Prozess“, erzählt Schneider. „Die Führung des Unternehmens erforderte auch Veränderungen.“

Tradition trifft auf Digitalisierung
MAUSS BAU ist ein Traditionsunternehmen – doch Sofia Schneider erkannte früh, dass Tradition allein nicht reicht. „Bauunternehmen sind oft die rückständigsten“, sagt sie. „Wenig Investitionen in neue Technologien, kaum Digitalisierung.“ Als sie begann, war es nicht selbstverständlich, dass jede Etage eines Bürogebäudes mit einem Computer samt Internetzugang ausgestattet war.
„Ich habe mich gefragt, warum wir nicht digital miteinander kommunizieren“, erinnert sie sich. Also setzte sie Veränderungen durch – rigoros. „Ohne große Erfahrung in der Baubranche, aber mit gesundem Menschenverstand“, sagt sie. Die ersten fünf Jahre waren ein Kraftakt. „Sicherlich auch zu viel auf einmal“, gibt sie rückblickend zu. Der Widerstand gegen die Veränderungen war spürbar. „Wir wollten schnell dahin, wo wir uns das vorgestellt haben“, sagt sie. Doch nicht jeder im Unternehmen war bereit, diesen Weg mitzugehen. „Wir haben nicht alle aus dem Führungskreis behalten können.“
Heute ist MAUSS BAU digitaler aufgestellt als viele Mitbewerber. Doch der Wandel endet nicht bei der Technik – er betrifft auch die Unternehmenskultur.

Führung mit Herz und Bodenhaftung
Sofia Schneider beschreibt sich als „Herzensmensch“. Sie sucht den direkten Kontakt zu den Menschen im Unternehmen. „Ich bin gerne auf Baustellen, rede mit den Leuten. Die Gespräche dort haben eine menschliche Tiefe, die mich antreibt.“ Für sie ist klar: Die wichtigste Ressource sind die Mitarbeitenden. „Wir haben Leute, die sind seit 30, 40 Jahren bei uns“, sagt sie. „Das ist mehr als nur ein Job.“
Doch auch als Führungskraft musste sie ihren eigenen Weg finden. Die größte Herausforderung? „Nicht hinter Rollen verstecken, sondern authentisch führen“, sagt sie. Besonders nach der Geburt ihrer Kinder war der Wiedereinstieg eine Umstellung. „Den Weg zurückfinden – aber in einer neuen, authentischen Form“, beschreibt sie den Prozess.
MAUSS BAU setzt verstärkt auf die Entwicklung seiner Mitarbeitenden. Ein Beispiel: Die Förderung von Azubis geht weit über die fachliche Ausbildung hinaus. „Wir investieren in persönliche Weiterentwicklung, weil sie letztlich auch die Stabilität und Leistungsfähigkeit fördert.“
Wachstum mit Augenmaß
Die Baubranche steckt in einer schwierigen Phase. Steigende Kosten, Unsicherheiten im Wohnungsbau – Herausforderungen, die MAUSS BAU spürt. Doch statt auf schnelles Wachstum zu setzen, verfolgt das Unternehmen eine andere Strategie. „Wir gehen zurück zu unseren Wurzeln“, erklärt Schneider.
„Nicht höher, schneller, weiter, sondern Qualität und Effizienz in den Vordergrund stellen.“
Dabei helfen die Standorte in Erlangen und Ingolstadt, die unterschiedliche Märkte bedienen. „Wir haben in Ingolstadt damals ein Unternehmen übernommen, weil dort viel für Audi gebaut wurde“, erklärt sie. „Der Münchner Markt läuft mit, aber ist nicht unser Fokus.“
Chance und Verpflichtung
Was macht MAUSS BAU besonders? „Wir sind in Erlangen eine Institution“, sagt Schneider. „Und wir haben ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl.“ Doch sie sieht auch die Kehrseite eines Familienunternehmens. „Hätte ich nicht ein Bauunternehmen geerbt, hätte ich vielleicht etwas anderes gemacht.“ Natürlich hätte sie ablehnen können, „aber wenn der Antrieb da ist, dann ist man drin.“
Ob ihre Kinder das Unternehmen eines Tages übernehmen? „Das sollen sie selbst entscheiden“, sagt sie bestimmt. „Ich führe nicht so, dass ich es irgendwann übergeben kann, sondern so, dass es mir Spaß macht.“

Führung bedeutet Vertrauen
Wie schafft sie es, mehrere Unternehmen gleichzeitig zu leiten? „Delegation ist die Königsdisziplin“, sagt Schneider. „Ich sitze kaum noch am Schreibtisch. Meine Arbeit besteht aus Gesprächen. Ich höre zu, treffe Entscheidungen, halte Beziehungen stabil.“ Ihre wichtigste Regel: „Mehrere Stimmen anhören, aber dann klar entscheiden.“
Dabei verlässt sie sich nicht nur auf Zahlen, Daten und Fakten. „Gefühle und Intuition sind enorm wichtig“, betont sie. „Man kann nicht alles rein rational entscheiden.“
Wäs wäre, wenn Sofia Schneider nicht Bauunternehmerin geworden wäre? „Dann hätte ich wohl etwas mit Kommunikation oder Journalismus gemacht“, sagt sie lachend. Doch ihre Leidenschaft für das Unternehmertum ist spürbar. Ihr wichtigster Rat für eine potenzielle Nachfolge? „Lerne dich selbst gut kennen. Nur dann kannst du gut führen.“