Portrait

„Nur gemeinsam sind wir stark.“

Im Interview mit Bürobesuch-Herausgeber Constantin Kaindl sprechen die Brüder Andreas und Sebastian Degen, wie sie aus einem Familienbetrieb ein Unternehmen mit internationaler Strahlkraft formten – und dabei stets das Wesentliche im Blick behielten.

Andreas Degen spricht nicht von „wir machen“, sondern von „wir leben“, wenn er über sein Unternehmen redet. Diese Haltung prägt das gesamte Gespräch mit ihm und seinem Bruder Sebastian. Gemeinsam leiten sie die DEGEN Group, bestehend aus der DEGEN GmbH & Co. KG, der MEBIKON GmbH und der MONTXPERT GmbH. Der Unternehmensverbund begann als kleiner Reparaturbetrieb für Schultafeln und bietet heute umfassende Lösungen für Medientechnik, digitale Bildung und IT-Infrastruktur. Von Nürnberg aus eroberte das Familienunternehmen den internationalen Markt – mit einem klaren Fokus auf Qualität, Verlässlichkeit und langfristiges Denken.

Vom Einmannbetrieb zur Unternehmensgruppe

1966 legte der Großonkel der Brüder den Grundstein, als er Schultafeln reparierte. Danach folgte der Onkel und führte den Betrieb als One-Man-Show weiter. Nach seinem Tod 1996 wagte ihr Vater Kurt Degen, damals Berufsschullehrer für Metall- und Kunststofftechnik, den Schritt in die Selbstständigkeit. „Ein sicherer Job in der Familie reicht. Ich will nochmal raus“, erinnert sich Sebastian Degen an die Worte seines Vaters, der damit auf die Tätigkeit seiner Frau als Lehrkraft verwies. Dieser Wunsch nach Eigenverantwortung und Gestaltungsspielraum führte zur Gründung des Unternehmens in seiner heutigen Form.

Schon früh arbeiteten die Brüder mit, jeder Ferienjob, jede freie Minute galt dem Aufbau. Sebastian Degen studierte Wirtschaftsrecht, Andreas wechselte nach einem Medizinstudium zu BWL – und beide stiegen fest ins Unternehmen ein. „Ein klassisches Familienunternehmen, wie man es sich vorstellt“, sagt Sebastian. Was als kleine Tafelproduktion begann, entwickelte sich schnell weiter: Die ersten Beamer kamen, interaktive Boards folgten. Die Digitalisierung der Schulen wurde zum zentralen Wachstumstreiber.

Wachstum mit Weitsicht

2009 eröffnete das Unternehmen eine Niederlassung in Bad Kreuznach, um die Nachfrage im Westen Deutschlands besser zu bedienen. 2018 folgte ein strategischer Meilenstein: die Einführung der EigenmarkeADVANTOUCH“. Statt Displays aus dem Großhandel zu beziehen, wurde DEGEN selbst zum Hersteller. Touchscreens, Mikrofone, Kabel – „also das ganze Sortiment drumherum“, erklärt Andreas Degen.

Ein Jahr später folgte der nächste logische Schritt: Der Aufbau eines eigenen IT-Systemhauses, das Schulen nicht nur mit Technik, sondern auch mit Support versorgt – vom Netzwerk bis zur Firewall.
Parallel dazu entstand die MEBIKON GmbH als Hersteller für den Großhandel, um auf die gestiegene Nachfrage von Fachhändlern professionell zu reagieren.

Seit 2023 fokussiert sich die Gruppe verstärkt auf den Export – mit internationalen Kontakten bis nach Peru, Saudi-Arabien oder Südafrika. Zudem gründeten sie die MONTXPERT GmbH – ein Montage-Dienstleister, der als neutraler Partner bundesweit für Wettbewerber und Systemhäuser tätig ist.
„Das sind die Jungs, die wirklich schrauben, ackern, schwitzen“, sagt Andreas Degen und betont die Bodenständigkeit, die trotz Internationalisierung geblieben ist.

Regional verwurzelt, international ausgerichtet

Rund 180 Mitarbeiter sind heute in den drei Unternehmen beschäftigt, etwa 90 Prozent davon aus der Metropolregion Nürnberg. „Unsere Verwurzelung hier ist tief“, betont Sebastian Degen. Das zeigt sich auch in der Kundenstruktur: Neben bundesweiten Projekten für Unternehmen wie Siemens oder die Sparda-Bank liegt der Fokus weiterhin auf Bildungseinrichtungen im Raum Nürnberg.

Die Region dient nicht nur als Heimat, sondern auch als Testfeld.
„Wir entwickeln viele Services hier – mit Feedback von Schulen und Kunden, bevor wir deutschlandweit ausrollen“, erklärt Andreas Degen.

Familienunternehmen mit Haltung

Der Erfolg der DEGEN Group basiert nicht nur auf unternehmerischer Weitsicht, sondern auch auf klaren Werten. Die Brüder führen das Unternehmen zu gleichen Teilen – auf Augenhöhe, mit Vertrauen und einem ausgeprägten sozialen Bewusstsein.

„Wir behandeln jeden nur so, wie wir selbst behandelt werden wollen“, sagt Andreas Degen. Diese Haltung prägt das Miteinander im Unternehmen und zeigt sich auch nach außen: 2024 erhielt DEGEN den Nürnberger Preis als „diskriminierungsfreies Unternehmen“, zuvor war man bereits Regionalbotschafter im Netzwerk „Unternehmen integrieren Flüchtlinge“.

24 Nationen arbeiten unter dem Dach der DEGEN Group. „Und das absolut problemlos“, so Sebastian Degen. Das Engagement reicht weiter: Kooperationen mit Inklusionsbetrieben, Spenden an Kinderkrebsstiftungen, Jugendförderung im Sport. Vieles davon ist geprägt von der Biografie der Brüder – die Mutter war Förderschullehrerin, das soziale Engagement Teil der Erziehung.

Herausforderungen der Digitalisierung

Als Anbieter für digitale Schultechnik erleben die Degens die strukturellen Herausforderungen hautnah: „Es fehlt an Einheitlichkeit16 Bundesländer, 16 Systeme. Und das Ausschreibungswesen ist ein Riesen-Hemmschuh“, kritisiert Sebastian Degen. Gleichzeitig lobt er das Engagement vieler Lehrer: „Mit wenigen Mitteln holen sie oft erstaunlich viel heraus.“

Der Blick in die Zukunft bleibt trotz aller Herausforderungen optimistisch. Kurzfristig will die Gruppe in die europäische Top Ten der medientechnischen Ausstatter aufsteigen. Langfristig? „Da tun wir uns schwer, weil sich so viel verändert. Aber eines wissen wir: Es wird nicht mehr so sein wie heute“, sagt Andreas Degen. Und das ist für die Brüder nicht nur Herausforderung, sondern auch Ansporn.

Und was wäre ein Tipp an einen Nachfolger?
Andreas Degen bringt es auf den Punkt: „Nur gemeinsam sind wir stark.“

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