Er hat vier Kinder, fünf ältere Brüder, einen „von“-Titel und eigene Bienenvölker. Johannes von Hebel ist der Vorsitzende des Vorstands der Stadt- und Kreissparkasse Erlangen Höchstadt Herzogenaurach.
Wir trafen ihn zum Interview und sprachen über selbstgeerntetes Gemüse und Honig genauso wie über das Modell der Sparkasse und nachhaltige Geschäftsmodelle.
Eine beispielhafte Fusion
Johannes von Hebel dürfte einigen Erlangern ein Begriff sein. In den Medien las man 2017 viel von der Fusion, die er maßgeblich begleitete. Die Kreissparkasse Höchstadt an der Aisch und die Stadt- und Kreissparkasse Erlangen vereinigten sich damals zur Stadt- und Kreissparkasse Erlangen Höchstadt Herzogenaurach.
Keine Geschäftsstellenschließungen, keine Kündigungen. Wie das funktioniert? Von Hebel meint, der erste Schritt sei die Erkenntnis, dass der gemeinsame Weg besser ist, als der Status Quo. Die vielen Beteiligten und zahlreichen kommunalen Gremien von dieser Auffassung zu überzeugen, sei aber eine Herausforderung gewesen, sagt der Sparkassen-Chef rückblickend.
Von Meck-Pomm über BaWü nach Erlangen
Johannes von Hebel schwärmt von seiner Sparkasse. Er bewundert den enorm hohen Marktanteil und die tiefe Verwurzelung in der Region, „im Herzen der Metropolregion Nürnberg“, wie er das Dreigestirn Erlangen, Höchstadt und Herzogenaurach nennt.
Von Hebels Weg war ein klassischer, sofern man im Kosmos der Sparkasse denkt. Nach der Lehre wurde er Sparkassenbetriebswirt in Niedersachsen. Seine Führungskräfte förderten ihn, sagt von Hebel heute. Nach der Tätigkeit beim Sparkassenverband Niedersachsen wurde er in Mecklenburg-Vorpommern stellvertretendes Mitglied des Vorstandes, später in Baden-Württemberg Mitglied des Vorstandes.
Nach Erlangen kam von Hebel durch seine älteste Tochter, die bereits in der fränkischen Stadt studiert. Als der Posten bei der Sparkasse frei wurde, brauchte es einige Monate Bedenkzeit. „Doch dann warf ich meinen Hut in den Ring“, sagt der heutige Sparkassenchef.
Ich laufe gerne durch die belebten Straßen Erlangens.
Johannes von Hebel
Warum Erfolg auch von sozialer Intelligenz kommt
Wenn man von Hebel fragt, was ihn antreibe, erzählt er von seiner Familie. Er ist auf dem Dorf groß geworden, als jüngstes von sechs Kindern. Er wusste schon damals, dass seine Eltern es nicht leicht hatten, „auch wenn sie uns das nie haben spüren lassen“, wie er betont. Aus reiner Dankbarkeit habe man so gelernt, sich anzustrengen, sagt von Hebel. Er schiebt nach: „Und dann ist es ja so, dass Erfolg einfach Spaß macht.“
Nicht nur Disziplin und Ehrgeiz habe er aber gelernt. Seine Mutter zählte zu seinen Vorbildern. Sie habe ihn stark geprägt, erzählt von Hebel. Details gibt er nicht preis. Doch aus dem Leben mit fünf älteren Brüdern weiß er zu berichten. Soziale Intelligenz habe ihn das Familienleben gelehrt. Von Hebel meint: „Mit sechs Jungs verläuft das Familienleben nur friedlich, wenn alle aufeinander Rücksicht nehmen.“
Gewinn vs. Gemeinwohl
Wenn er ein Unternehmen außerhalb der Finanzbranche gründen müsste, würde Johannes von Hebel einen Marktstand eröffnen. „Ich würde Gemüse verkaufen, das ich selbst anbaue – und den Honig meiner Frau, die Hobbyimkerin ist“, erzählt der Sparkassenchef. Ihm gefalle, dass man dabei ja auch viel mit Menschen in Kontakt sei.
Bei diesen Worten mag man kaum glauben, dass sie aus dem Mund des Vorstandsvorsitzenden kommen. Doch als von Hebel weitererzählt, erscheinen Marktstand und Sparkasse immer ähnlicher.
„Als öffentlich-rechtliches Institut ist die Sparkasse dem Gemeinwohl verpflichtet„, erklärt er. Anderen Banken gehe es um Gewinnmaximierung, der Sparkasse dagegen um die Förderung nachhaltiger Geschäftsmodelle in der Region.
Wir stiften einen Nutzen für die Menschen in der Region.
Johannes von Hebel
Seit gar nicht allzu langer Zeit gehören der Stadt- und Kreissparkasse Erlangen Höchstadt Herzogenaurach sogar drei Bienenvölker mit insgesamt 180.000 Bienchen. Das hatte die Bank schon länger vor. „Das Bürgerbegehren hat uns in dieser Idee noch gestärkt“, betont Johannes von Hebel.
Job mit Sinn
Bei der Sparkasse zu arbeiten stiftet also durchaus Sinn. Das Gemeinwohl fördert das Unternehmen dabei nicht nur in Form von Krediten für regionale Unternehmen und frische Start-Ups in der Region, sondern auch durch Spenden und Sponsoring-Aktivitäten.
Dennoch hat auch die Sparkasse immer stärker Probleme, neue Arbeitskräfte zu gewinnen, gesteht Johannes von Hebel. Dabei werden alle Kanäle bespielt: die sozialen Medien genauso wie der Print-Bereich und auch auf Ausbildungsmessen ist man präsent. Für bestehende Mitarbeiter gibt es sogar Prämien, wenn sie neue Mitarbeiter werben.
Auch eine Sparkasse muss mit der Zeit gehen und sich frischer und überraschender präsentieren.
Johannes von Hebel