Portrait

„Wir sind nicht nur eine Lobby für die Wirtschaft dieser Stadt, sondern bringen die richtigen Akteure zusammen“

Dr. Silvia Kuttruff leitet seit 2013 die Wirtschaftsförderung der Stadt Nürnberg. Mit welchen Fragen sie sich regelmäßig beschäftigt und wie die Wirtschaftsförderung die Themen Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Resilienz angeht, verrät sie in diesem Bürobesuch.

Wie können wir einen Wirtschaftsstandort gestalten, der von ständigen Veränderungen geprägt ist? Wie geben wir den Unternehmen in unsicheren Zeiten das notwendige Rüstzeug mit? Wie können die Themen ganzheitlich gedacht werden? Mit diesen Fragen beschäftigt sich Silvia Kuttruff seit über zehn Jahren als Dienststellenleiterin der Wirtschaftsförderung Nürnberg.

Um den Standort Nürnberg für Unternehmen attraktiv zu halten, muss die Wirtschaftsförderung die passenden Services für die Unternehmen anbieten und dafür sorgen, dass in Nürnberg das Umfeld stimmt. Gewerbeflächen müssen zukunftsfähig und das Breitbandinternet gut ausgebaut sein. Es müsse viele Anlaufstellen für Wissens- und Technologietransfer geben, meint die promovierte Diplomkauffrau. Sie sei dafür zuständig, dass die Rahmenbedingungen für die Unternehmen in der Region so gut sind, dass sie erfolgreich wirtschaften können.

Förderung von Innovation

Das Aufgabenspektrum der Wirtschaftsförderung ist in den letzten Jahren stetig gewachsen. Ansiedlung, Betreuung der ansässigen Unternehmen, Wirtschaftsnetzwerke, Innovationsförderung und Resilienz sind Themen, um die sich die städtische Wirtschaftsförderung heute kümmert.

„Nürnberg hat sehr früh die Bedeutung von Wirtschaftsnetzwerken erkannt und als erste Stadt in Deutschland starke Cluster in Digitalisierung, Mobilität, Energietechnik und Leistungselektronik aufgebaut. Heute geht es aber nicht mehr nur darum, Unternehmen einer Branche miteinander zu vernetzen, sondern branchenübergreifende Kooperationen anzustoßen“, erklärt Kuttruff. Mehrere Cross Cluster-Projekte hat die Wirtschaftsförderung schon initiiert. „Wir sind nicht nur eine Lobby für die Wirtschaft dieser Stadt, sondern bringen die richtigen Akteure zusammen.“

Aber zur Förderung der Innovationskraft am Standort gehört mehr als nur Clusterarbeit. Wichtig, so Kuttruff, seien auch Infrastrukturen für Forschung und Entwicklung und die Förderung von Existenzgründungen. Als beispielgebend gilt die Ansiedlung des Energie Campus Nürnberg. In der Nürnberger Weststadt entstand eine interdisziplinäre Energieforschungsplattform von Universität, Hochschulen und angewandter Forschung, um die herum sich ein Wissenschafts-High-Tech-Quartier zu den Themen Energie, Produktionstechnik und Smart City entwickelt hat.

Auch der hervorragende Besatz Nürnbergs mit Gründerzentren u.a. für digitale Startups, Green Tech Startups und Gründerinnen und Gründern aus der Kreativwirtschaft ist auf das langjährige Engagement der Wirtschaftsförderung zurückzuführen.

Wirtschaftsförderung gestaltet die richtigen Rahmenbedingungen

Aktuell seien für ihre Arbeit vor allem zwei Prozesse wichtig, sagt Kuttruff: die Transformationen, die Digitalisierung und Nachhaltigkeit mit sich bringen. „Beide Prozesse stellen Unternehmen vor große Herausforderungen. Wir brauchen in Nürnberg die richtigen Antworten. Braucht es neue Anlaufstellen für die Unternehmen? Braucht es ein Angebot für Gründer? Braucht es neue Services, die wir anbieten müssen? Wie müssen Gewerbestandorte weiterentwickelt werden? All diese Fragen müssen beantwortet und Lösungen entwickelt werden.

Ein Ort, an dem man Digitalisierung erleben kann, ist der ZOLLHOF Tech Incubator. Nürnbergs Startup-Schmiede für digitale Gründungen ist mit seinen rund 50 Startups einer der am schnellsten wachsende Tech-Inkubator Deutschlands. Als Digital Health Hub fördert er zudem insbesondere Startups im wachsenden digitalen Gesundheitsmarkt. Mit digitalen Mausefallen, smarten Parksystemen, Sprachbots für die Gastronomie, robotergestützter Prozessautomatisierung, digitaler Nachsorge bei psychischen Erkrankungen, wachsenden Kalendern, nachhaltigen Yogamatten, digitalen Finanzassistenten und vielen weiteren Geschäftsideen wurden in den letzten fünf Jahren von ZOLLHOF-Startups über 1.000 Arbeitsplätze geschaffen und 300 Millionen Euro Wagniskapital eingeworben.

Die Wirtschaftsförderung bietet Vernetzung und Wissenstransfer, Gründung und Innovation und nicht zuletzt auch Richtungsberatung für Nürnberger Unternehmen aller Branchen, die sich der doppelten Transformation aus Digitalisierung und Nachhaltigkeit stellen.

Die Region aktiv mitgestalten

„Was treibt uns an? Man kann es mit zwei Hashtags beschreiben: #systemischdenken und #einfachmachen. Heißt: Wir müssen Dinge ganzheitlich betrachten, um die richtigen Schlüsse für den Wirtschaftsstandort zu ziehen. Strategien und Konzepte entwickeln, alle Stakeholder einbinden. Aber wir müssen auch Dinge umsetzen, Projekte auf die Straße bringen. Und einfach mal machen“, betont Kuttruff.

„Mich motiviert, dass wir gestalten können. So eng verzahnt mit den Unternehmen und der Wissenschaft vor Ort“, sagt Silvia Kuttruff. Die Kombination aus strategischem Denken und der konkreten Umsetzung mit Partnern mache ihr dabei am meisten Spaß. „Wir haben in der Wirtschaftsförderung ein klasse Team, das gern für und mit den Unternehmen arbeitet und offen ist für neue Themen und Projekte.“ 

Denn Wirtschaftsförderung heißt auch, sich immer wieder mit neuen Themen befassen. „Wir haben den Anspruch, die nachhaltige Wirtschaftsentwicklung zu unterstützen. Hierfür müssen wir auch intern immer wieder neues Know-how aufbauen. Aber das macht auch den Reiz unserer Arbeit aus“, erklärt Kuttruff.

Der Wirtschaftsstandort 2050

Für die kommenden Jahrzehnte sieht Kuttruff die Region gut aufgestellt. „Wir sind auf einem guten Weg und können die beiden großen Transformationsprozesse gut meistern.“ 


Entdecken Sie uns auf