Niels Rossow ist seit 2018 kaufmännischer Vorstand beim 1. FC Nürnberg. Im Gespräch mit Bürobesuch erklärt er, warum der Club für ihn mehr als Fußball ist, das Stadion nicht nur für Fußball da sein sollte und warum Vermarktung an die jüngere Generation ganzheitlich sein muss.
Niels Rossow ist überzeugter Nürnberger. Nachdem er zehn Jahre beruflich im Ausland lebte, übernahm er 2018 den Posten des kaufmännischen Vorstands beim 1. FC Nürnberg, dem Verein seines Herzens, wie er selbst sagt.
Globale Abenteuer in der Sportindustrie
Vor dem Club arbeitete Niels Rossow für einen der größten Sportartikelhersteller der Welt: Adidas. Über ein Hauptseminar an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg führte sein Weg in das Trainee-Programm von Adidas. Nach kurzer Zeit brach Rossow das Programm ab und wechselte in den Vertrieb des Unternehmens. In der Schweiz kümmerte er sich um deren damals größten Kunden Intersport bis es ihn nach Moskau zog und er drei Jahre später die Gesamtverantwortung für die Geschäfte in New York und Los Angeles trug. „Als mein ältester Sohn ins schulpflichtige Alter gekommen ist, wollten meine Frau und ich mit unserem Vagabundenleben aufhören und in unsere Heimatstadt zurückkommen“, erzählt der 46-Jährige.
Fußball als Motor für Gemeinschaft und Wandel
Beim Club sorgt er seit 2018, wie er selbst sagt, dafür, dass es dem Verein gut geht, damit Menschen dort arbeiten können und sich der 1. FCN stets weiterentwickeln kann. Schon bevor Rossow zum Vorstand wurde, hatte er eine Vision für den Club. Ihm gehe es darum, dass auch außerhalb des Spielfeldes eine Community aufgebaut werde. Als Nürnberger sei es ihm wichtig, seinen Beitrag dafür zu leisten, dass die Stadt besser vorankomme. „Fußball ist zwar das Kerngeschäft, aber der 1. FC Nürnberg kann mit seiner Strahlkraft und Emotionalität Menschen animieren, Schwächeren zur Seite zu stehen.“
Die unterschätzte Metropolregion Nürnberg
2022 hat sich der Club von der Vermarktungsfirma Sportfive getrennt und setzt seitdem auf Eigenvermarktung. Diese Entscheidung sei auch deswegen gefallen, weil der Club jenseits des Rasens näher an den Menschen sein wollte. „Wir waren uns sicher, dass wir authentischer und individueller unsere Ziele erreichen können, wenn wir das selbst in die Hand nehmen“, erklärt Rossow die Entscheidung. Mittlerweile arbeiten mehr als zehn Personen im Bereich Eigenvermarktung. Es sei eine große Herausforderung gewesen, eine Vertrauensbasis zur regionalen Wirtschaft aufzubauen, meint Niels Rossow. „Wir sehen aber, dass wir mit unserer Mischung aus Fußball und dem Commitment zu dieser Stadt und den Menschen in Nürnberg, viele für uns gewinnen konnten.“
Zwar hätten sie noch nicht alle Unternehmen überzeugt, aber die Verbindungen in die Wirtschaft seien stärker geworden. Die Metropolregion habe viel Kapazität und Kompetenz in Zukunftsthemen und eine Innovationsdichte, die sonst keine Region aufweisen könne. Es sei die Region des Landes, die wahrscheinlich am meisten unterschätzt würde. „Deswegen glaube ich, dass uns ein bisschen mehr Selbstbewusstsein und Selbstverständnis gut tun würde.“
Mehr als ein neues Stadion
Der Club und die Region habe etwas Modernes, Innovatives und Zukunftsfähiges verdient. Dabei müsse man neue Wege gehen. „Es geht nicht nur darum, ein Stadion umzubauen. Es ist ein gesamtgesellschaftliches Konstrukt, das Menschen zusammenbringt und ganzheitlich über Sport nachdenken lässt“, so Rossow. „Wir haben viele Kompetenzen und Erfahrungen in der Region. Wenn wir die Kräfte bündeln, können alle davon profitieren.“ Durch eine Verzahnung aller Sportvereine, von Fußball über Eishockey und Handball bis hin zu Basketball könnte der Sport-Standort Nürnberg gestärkt werden.
Innovationen für die junge Generation
Wenn er einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin einen Tipp mitgeben könnte, würde er raten, den einzelnen Menschen in den Blick zu nehmen. „Werde dir bewusst, was der 1. FC Nürnberg für die Menschen in dieser Stadt bedeutet und das ist für jeden unterschiedlich.“
Wenn er selbst ein Unternehmen gründen würde, würde er wahrscheinlich trotzdem im Bereich Sport tätig sein, meint er. Sein Fokus lege aber eher im Bereich der Jugendkultur. Er möchte verstehen, wie die neue Generation funktioniert. „Bei der jungen Generation brauchst du mehr als ein geiles Produkt. Junge Menschen wollen mitgestalten und ganzheitlich von einem Unternehmen, einer Marke oder in unserem Falle einem Club profitieren können.“ Das Produkt müsse dem gerecht werden, was die Jugend heute erwarte.