Portrait

„Wenn es das noch nicht gibt, machen wir es eben selbst.“

Er war bereits in Peking, in Indien und im Silicon Valley. Aktuell liegt sein Lebensmittelpunkt in Bamberg und sein Hauptfokus auf den besten Biersorten der Welt.

Wir trafen Gründer und Geschäftsführer der Biermarke St. Erhard und dem Geschäftsmodell Bierothek Christian Klemenz zum Interview und sprachen mit ihm über Bier, Bier und noch mehr Bier.

Wenn ich einer Siebenjährigen erklären müsste, was ich beruflich mache, würde ich sagen: Ich beschäftige mich hauptsächlich mit Bier.

Christian Klemenz
YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Deutsches Bier im Orient

Klemenz beruflicher Werdegang begann ganz klassisch mit einem BWL-Studium. Praktische Erfahrung sammelte er in Form eines Praktikums bei einem Risiko-Kapital-Geber und im Silicon Valley. Auslandssemster verbrachte er zusätzlich in Peking und in Indien. Hier liegt auch der Ursprung seiner Gründertätigkeit.

Ausgerechnet im Land Bollywoods kam Klemenz, damals noch Student, die Idee eine eigene Biermarke zu etablieren. „Ich befand mich sozusagen in einem sehr trockenen Teil Indiens, in dem Alkohol eigentlich verboten ist. Da habe ich mich dann gefragt, warum es dort keine vernünftige Biermarke gibt“, erzählt er.

So entstand St. Erhard – das erste deutsche Bier, das nach Indien exportiert und dort auch aktiv vermarktet wurde.

Ich habe mich nie um einen Job beworben; habe nie als Angestelter gearbeitet.

Christian Klemenz

Vom Exportschlager zum fränkischen Bier-Shop

Die Bierothek, Klemenz zweites Gründungsprojekt, folgte dann sozusagen aus der Not heraus. „Zu der Zeit, als ich das St. Erhard produzierte, war der Begriff „CraftBeer“ noch weitgehend unbekannt“, erklärt der Bierliebhaber.

Dementsprechend schwierig gestaltete sich mitunter der Vertrieb des Gebrauten. Die unternehmerische Herausforderung lag also weniger in der Bierproduktion sondern eher auf Seiten des Handels. „Damals, als wir noch reiner Produzent waren, hätten wir uns so etwas gewünscht wie die Bierothek“, erinnert sich Klemenz.

Weil der typische unternehmerische Ansatz lautet: „Wenn es das noch nicht gibt, machen wir es eben selbst.“, wurde die Bierothek zum Leben erweckt – auch wenn Klemenz über keinerlei Einzelhandelserfahrung verfügte. Beim Ladenkonzept half seine Schwester, die gleichzeitig Innenarchitektin ist. Bei der handwerklichen Umsetzung unterstützte ein talentierter Freund.

Die Bierothek-Zentrale in Bamberg

Bierotheken in ganz Deutschland

Dass der ehemalige BWL-Student mit diesem Konzept goldrichtig lag, bestätigt die mittlerweile elfte Filial-Eröffnung.

Nicht alle Shops werden aber in Eigenregie geleitet. Mittlerweile ist man zu einem Franchise-Modell übergegangen. „Wir betrieben die erste Bierothek in Bamberg etwa ein halbes Jahr lang. Dann erhielten wir eine Anfrage aus Nürnberg, ob wir das Konzept als Franchise zur Verfügung stellen. Die Chance haben wir ergriffen“, erzählt Klemenz.

Er als Franchise-Geber versucht seitdem den Franchise-Nehmern „den Rücken freizuhalten“ und kümmert sich um Einkauf, Vermarktung, IT und Kassensoftware. Der Filial-Betreiber vor Ort ist dagegen für den Verkauf und die Beratung zuständig.

Finde die passende Hausbiermarke

Eine Besonderheit der Bierothek stellen die sogenannten Hausbiere dar. Sie sind aus der Kundenorientierung heraus entstanden. „Kunden wollen lokales Bier kaufen“, weiß Klemenz.

Deshalb hat er sich mit der Fürther Biergeschichte beschäftigt und daraufhin eine ehemalige Export-Biermarke neu aufgelegt: Evora – in grünem Design mit Kleeblatt. Das Konzept des Hausbieres wurde auch auf andere Filialen übertragen.

In Nürnberg gibt es das Nürnbierin Weiß und Rot gehalten und mit Nürnberger Skyline verschönert.

In Erlangen dagegen ist das Pinsl-Bier die Hausmarke. Im Online-Shop heißt es dann zum Beispiel: „Das Pinsl ist eine Hommage an ein echtes Erlanger Original, niemand geringeres als der Erlanger Künstler Erhard Königsreuther.“

Traumjob: Bierater

Der perfekte Bierothek-Mitarbeiter nennt sich auch „Bierater“. Er ist in der Lage Kunden fachlich kompetent zu beraten. Dabei ist aber keine formale Ausbildung im Brauereiwesen nötig. Lediglich eine intensive Leidenschaft für das Thema Bier wird vorausgesetzt.

Darüber hinaus ist Kundenorientierung wünschenswert, denn in der Bierothek ist der Kunde König. Klemenz betont: „Wir versuchen immer ein Ohr am Kunden zu haben.“

Die Bierothek ist beispielsweise als rein stationärer Handel gestartet. Als der Geschäftsführer aber merkte, dass ein zusätzlicher Online-Shop für Kunden selbstverständlich ist, schuf die Bierothek auch einen digitalen Handelsplatz.

Christian Klemenz im Lager des Online-Shops

Entdecken Sie uns auf