Portrait

„Wenn du einlädst, bist du Gastgeber und Fremde werden schnell zu Vertrauten“

Thomas Dormann und Jens Hofmann haben das geschafft, wovon viele nur träumen: einen Arbeitsplatz, an dem man sich rundum wohlfühlt. Doch nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere schaffen sie solche Orte. Die beiden sind Gründer und Geschäftsführer des Nürnberger Möbelkollektiv. In unserem Bürobesuch erklären sie, warum sie als Kollektiv arbeiten, was ihre Philosophie ist und warum sie besonders gerne Menschen einladen.

Vom Handelshaus zum Möbelkollektiv

Thomas und Jens lernten sich bei der Arbeit in einem Handelshaus kennen. Thomas, ursprünglich Einrichter, entwickelte eine Leidenschaft für Raumkonzepte. Jens, ein ehemaliger Bankkaufmann, fühlte sich in seiner Branche eingeschränkt. 2016 gründeten sie das Möbelkollektiv, um ihre eigenen Ideen zu verwirklichen. „Wir fragen die Leute, wie sie gerne arbeiten und in welchen Räumen. Dann gestalten wir die Räume passend für sie“, erklärt Thomas. Das Möbelkollektiv schafft somit moderne Arbeitswelten, die weit mehr bieten als bloße Funktionalität. Gemeinsam mit ausgewählten Partnern aus Handwerk, Design und Architektur entwickeln sie maßgeschneiderte Büro- und Raumkonzepte für Unternehmen. Das Ergebnis? Räume, die inspirieren und gleichzeitig die Produktivität und das Wohlbefinden der Mitarbeiter fördern.

Zusammenarbeit im Kollektiv: Überraschungen und Herausforderungen

Jens betont, dass es ihnen von Anfang an wichtig war, etwas Sinnvolles zu tun. Gemeinsam etwas zu erreichen, bei dem jeder partizipiert, sei ein weiterer Aspekt ihrer Arbeit. Das Zuhause des Möbelkollektivs befindet sich in den ehemaligen Räumen der Bayerischen Metallwarenfabrik. Das „Möko“ ist ein Arbeitsplatz, der nicht nur sie selbst, sondern auch viele Gäste einlädt. „Besucher halten sich immer gerne hier auf. Bei uns ist immer etwas los“, sagt Thomas.

Der Kollektiv-Gedanke entwickelte sich erst mit der Zeit. „Wenn man sich mit Arbeit beschäftigt, entwickelt man zwangsläufig ein Verhältnis zur Kooperation“, sagt Jens. „Unserer Überzeugung nach ist es besser, wenn man in Projekte möglichst viele unterschiedliche Menschen einbezieht.“ Jede neue Person bringt neue Einflüsse ins Kollektiv, das mittlerweile 70 Mitglieder zählt. Im Kern geht es darum, flexible, hybride Projektteams zu bilden, die sich je nach Bedarf neu zusammensetzen lassen.

Je größer die Vielfalt an Menschen und Expertisen, desto größer die Chance, dass kreative Funken sprühen. „Jeder Tag ist eine Überraschung und eine Herausforderung. Gleichzeitig macht jeder Tag auch viel Spaß“, sagt Thomas. Das Kollektiv schafft eine besondere Art der Verbindlichkeit. „Und der Vorteil: Wir können vom Wissen der anderen jede Menge lernen“, ergänzt Jens. Lebenswerte Arbeitsorte bedeuten nicht nur Wände, Türen und Gänge, sondern auch, wie das Miteinander funktioniert, erklärt Jens. Es geht dem Möbelkollektiv nicht darum, immer größer zu werden, sondern sich qualitativ weiterzuentwickeln.

Kommunikation: Die Kernherausforderung

Gemeinsame Kommunikation ist die größte Herausforderung für die beiden Unternehmer. Beide sind sehr unterschiedlich und nehmen im Kollektiv verschiedene Rollen ein. Thomas kümmert sich um die allgemeine Strategie und den Eventbereich. Jens betreut viele Projekte auswärts. Diese beiden Stränge zusammenzuhalten, macht Kommunikation unerlässlich. „Es ist wichtig, dass man eine Sprache spricht und sich gemeinsam weiterentwickelt“, meint Thomas.

„After Work“: Ungezwungenes Netzwerken

Die Idee hinter dem „After Work“ war, Menschen zu einer unverbindlichen Veranstaltung einzuladen. Zur Gründung des Möbelkollektivs luden Jens und Thomas Freunde und Bekannte ein. Viele schätzen die Ungezwungenheit solcher Treffen, meint Jens. Gerade in einer Zeit, in der viele die Verbindung zu ihrer Firma verlieren, bieten solche Treffen eine gute Möglichkeit, sich zu vernetzen. „Es ist immer eine Riesenfreude, zu beobachten, was daraus entsteht“, ergänzt Thomas. Oft bringen Zufälle die Menschen bei den Netzwerktreffen zusammen. Bei diesen Begegnungen treffen Innovation und Inspiration aufeinander.

So kam es auch, dass das Möbelkollektiv immer öfter auch als Host für Kreativ- und Strategie-Meetings auf Thinktanks und Veranstaltungen agiert. Bei diesen und anderen Events schätzen die beiden Gründer, dass sie dabei selbst viel lernen können. So bleiben sie auch darüber informiert, was sich in anderen Unternehmen bewegt und können sich gegenseitig austauschen.

Interaktion als Gastgeber

Außerhalb der eigenen vier Wände zu arbeiten, war für Thomas eine wichtige Entscheidung bei der Gründung des Möbelkollektivs. In einem Co-Working-Space wären Jens und Thomas Dienstleister gewesen. „Aber wenn du einlädst, bist du Gastgeber und Fremde werden schnell zu Vertrauten. “ Diese Interaktion als Gastgeber hat sie in den acht Jahren deutlich weitergebracht, als es bei einem Co-Working-Space der Fall gewesen wäre. Es geht darum, „Wissen, Orte und Informationen zu teilen und gemeinsame Ressourcen zu nutzen“, verdeutlicht Thomas.

Authentizität als Erfolgsrezept

Thomas und Jens haben mit ihrer authentischen und offenen Art ein erfolgreiches Unternehmen aufgebaut. „Es ist wichtig, dass man zu seinen Werten steht und diese auch nach außen trägt“, betont Thomas. Für das zukünftige Wachstum des Unternehmens setzen die Gründer auf eine Kombination aus Innovation und Kontinuität. „Wir wollen uns weiterentwickeln, aber gleichzeitig unseren Wurzeln treu bleiben“, erklärt Jens. Mit diesem Ansatz sind sie bislang erfolgreich gewesen und haben ihre Kunden überzeugt.


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