Portrait

„Spitzenforschung ist etwas für jemanden, der motiviert und engagiert ist.“

Er ist 52 Jahre alt und steht an der Spitze der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Er ist geborener Franke und arbeitete vor seiner Zeit an der Uni in der Industrie. Prof. Dr. Joachim Hornegger ist Präsident der FAU und schwärmt von „seiner“ Bildungseinrichtung wie kaum ein anderer.

Wir trafen ihn zum Interview und sprachen über seinen beruflichen Werdegang inklusive seiner Studentenzeit, die aktuelle FAU-Familie und die Innovationskraft der fränkischen Uni.

Ein 7-Jähriger an der Uni

Auf die altbekannte Frage bei “Bürobesuche”, wie man einem 7-jährigen Kind seinen Job erkläre, fällt die Antwort nicht ganz einfach aus

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Er antwortet: „Ich kümmere mich tagtäglich darum, dass wir eine tolle Universität in der Metropolregion haben, die herausragende Rahmenbedingungen für Wissenschaftler aus der ganzen Welt zur Verfügung stellt. Diese wiederum sorgen dafür, dass unsere Studierenden so ausgebildet werden, dass Deutschland weiterhin ein innovationsstarkes Land bleibt.“

Ein vermeintlich langweiliger Lebenslauf

Fragt man Prof. Dr. Joachim Hornegger nach seinem beruflichen Werdegang, tut er so, als gäbe es dazu nicht viel zu sagen. Er behauptet sogar: „Ich habe einen denkbar langweiligen Lebenslauf.“

Der Uni-Präsident verweist darauf, dass er geborener Franke ist. Er sei in Franken zur Schule gegangen und habe später in Franken die Uni besucht. In derselben Region habe er später promoviert. Gearbeitet hat er danach in einem fränkischen Industrieunternehmen. Später sei er an eine ebenfalls fränkische Uni gewechselt. Das mag etwas eintönig klingen, das stimmt.

Wer aber denkt, dass das alles war, sollte sich Horneggers Lebenslauf auf der Website der FAU anschauen. Hier wird deutlich, dass der 52-Jährige sehr bescheiden über einige seiner Lebensphasen spricht. Dass er Gastwissenschaftler am Massachusetts Institute of Technology (M.I.T.) und am Computer Science Department der Stanford University war, erwähnt der heutige Uni-Präsident quasi nur am Rande. Auch seine steile Karriere bei Siemens spielt er herunter.

Spitzenforschung ist etwas für jemanden, der motiviert und engagiert ist. Man muss kein Genie sein.

Prof. Dr. Joachim Hornegger

Vom Streber zur Uni-Spitze

Als Student sei Hornegger eher unauffällig gewesen, wie er selbst sagt. Rückblickend bezeichnet er sich als fleißig und zielorientiert und gibt zu, dass man ihn zu Studienzeiten auch als Streber hätte bezeichnen können. Beschäftigt hat er sich damals mit Nischenthemen der Informatik. Sein Studium beendete er schneller, als die Regelstudienzeit es vorgab. Horneggers Fazit: „Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich damit alles richtig gemacht habe.“

Heute sieht sein Leben dennoch ein wenig anders aus. Als Präsident der FAU steht er seit 2015 an der Spitze der Uni und erfüllt unter anderem Repräsentationsaufgaben. Man sieht Hornegger auf zahlreichen Veranstaltungen und Pressefotos. Die Zeit des unauffälligen Studenten ist längst vorbei.

Profitieren von der Industrie

Die Erfahrungen, die Hornegger in der Industrie gesammelt hat, bezeichnet er rückblickend als sehr wichtig. Der Uni-Präsident erzählt, dass er damals bei Siemens gelernt habe, wie man mit Mitarbeitenden kommuniziert, wie man Prozesse aufsetzt und effizient gestaltet, aber auch wie man mit Zahlen umgeht und Geld investiert.

Mindestens einmal pro Semester veranstaltet der Uni-Präsident einen „Random Lunch„. Per Zufall werden aus der Mitarbeiterdatenbank zehn Kollegen ausgewählt, denen Hornegger ein Mittagessen spendiert. So entstehe ein spannender Austausch zwischen verschiedenen Fachbereichen und Menschen verschiedener Karrierestufen.

Hier treffen schon einmal Lehrstuhlinhaber und Azubis aufeinander. Auch wenn Hornegger das so nicht sagt, zeigt der „Random Lunch“ doch auch, dass der Präsident seine Mitarbeitenden wertschätzt und ihre Meinungen ihm wichtig sind.

Ich glaube, es gelingt uns als FAU-Familie derzeit sehr gut, das Gemeinschaftsgefühl tagtäglich zu leben.

Prof. Dr. Joachim Hornegger

Aber nicht nur von Horneggers individueller Industrieerfahrung profitiert die FAU. Ganz allgemein ist der Standort im Raum Erlangen-Nürnberg ideal. Die großen Konzerne wie adidas und Siemens aber auch der starke Mittelstand stärken den Uni-Standort.

„Ergebnisse der Wissenschaft können so viel schneller in die Industrie transferiert werden“, sagt Hornegger. Das wiederum ermögliche die extreme Innovationskraft, für die die FAU international bekannt ist und mit der sie sich immer wieder im Kampf um die besten Köpfe und Fördergelder durchsetzt.

Drei schnelle Fragen an Prof. Dr. Joachim Hornegger

Was ist Ihre größte Herausforderung als Uni-Präsident?

„Der Sanierungsrückstau. Viele der Gebäude stammen aus den 60er- und 70er-Jahren. Wir brauchen dringend Geld für Ersatz- und Neubauten. Auch die Infrastruktur und die Labore sind teilweise veraltet.“

Was war die schwierigste Entscheidung, die Sie als Uni-Präsident treffen mussten?

„Die Standortentwicklung der Technischen Fakultät im Frühjahr 2017. Ich habe mich damals gegen der Vorschlag der Politik ausgesprochen, in den Nürnberger Süden zu ziehen.“

Welches ist das spannendste Projekt, das Sie als Uni-Präsident betreuen?

„Die strategische Weiterentwicklung der Universität. Als Voll-Universität bieten wir ein breites Fächerspektrum an. In den letzten Jahren haben wir trotz der Angebotsbreite Alleinstellungsmerkmale herausgearbeitet und unser Profil geschärft. Die Innovationskraft der FAU ist beispielsweise außergewöhnlich hoch.“


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