WEEKLY

KW 37: Aktuelle Corona-Lage mit Hans Rudolf Wöhrl und Michael Leibrecht

Liebe Leserin, lieber Leser,

ab heute starten wir – immer Montags – mit Ihnen gemeinsam in die Woche. Mit unserem neuen Format “Bürobesuch.de WEEKLY” halten wir Sie als Podcast, Newsletter und Artikelserie auf dem Laufenden, was in der Wirtschaftsregion Mittelfranken passiert. 

Corona – war das nicht ein Bier?

Nichts hat das bisherige Jahr so gezeichnet, wie – Sie ahnen es sicherlich – Corona. Bis letzten Dezember dachte man bei diesem Begriff noch an ein mexikanisches Bier. Das Negativste dabei: vielleicht ein abfälliger Gedanke darüber, dass es sich hierbei ja nicht gerade um „Bier“ im Sinne des Reinheitsgebots handele.

Doch nun ist es die gleichnamige Pandemie, die uns noch immer tagtäglich begleitet und unsere Gewohnheiten einschränkt, die wir mit diesem Wort assoziieren. Wir alle haben die Nase gestrichen voll und nicht nur besagte Brauerei aus Mexiko leidet unter Covid-19.

Nein, weltweit leidet die Ökonomie – auch in Mittelfranken. Wir haben uns daher die Frage gestellt wie ist die wirtschaftliche Lage in der Metropolregion? Wie denkt man in Mittelfranken über die akute Situation?

Der bundesweit bekannte Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl hat im Interview seine Sicht der Dinge geschildert und uns verraten wir er die letzten Monate erlebt hat. Wie Unternehmen auch etwas Positives aus der Krise mitnehmen können, hat uns der für seine Positivität bekannte Netzwerker und Kommunikationsexperte Michael Leibrecht verraten. 

Wie ist die Corona-Lage in Nürnberg, Fürth und Erlangen?

Wie haben die Städte Nürnberg, Fürth und Erlangen auf die Corona-Situation reagiert? Das haben uns die jeweiligen Wirtschaftsreferate der Städte erzählt.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die Krise – besonders anfangs – den Einzelhandel, die Gastronomie aber auch die Industrie hart getroffen hat. Doch es gibt auch von positiven Entwicklungen zu berichten, denn die Firmen seien teilweise über sich selbst hinausgewachsen.

Alle drei Städte haben eingangs umgehend reagiert und haben Krisenstäbe und Beratungshotlines eingerichtet. Oft waren sich Firmen gar nicht bewusst, was sie den für Möglichkeiten haben und welche Regelungen sie konkret betreffen, erklärt der Nürnberger Wirtschaftsreferent Dr. Fraas.

Auch gibt es in allen Städten zahlreiche Maßnahmen, die die Gastronomie sowie dem Einzelhandel unterstützen sollen. In Nürnberg, Erlangen und Fürth wird beispielsweise der Gastronomie ermöglicht, dass die jeweiligen Außenbereiche schnell, unbürokratisch und kostenfrei ausgeweitet werden können. Zudem kommen die Städte den unter anderem Gastronomen und Einzelhändlern mit einer zinsfreien Aussetzung der Gewerbesteuer entgegen.

Viele Einzelhändler haben und während der Ausgangsbeschränkungen den Weg zum Online-Vertrieb gefunden und haben ihre Waren über Kanäle wie Instagram angeboten. Doch auch telefonisch leistete man sich Abhilfe. So berichtete der Nürnberger Referent, von einem örtlichen Musikhaus, das ein Klavier an den Kunden brachte, indem man ausgiebig mit dem Interessenten telefonierte und dieser anschließend zum offenen Ladenfenster kam und sich etwas vorspielen ließ.

Die Maßnahmen sollen auch den Schaustellern zu Gute kommen, die durch den Wegfall er Volksfeste ins Leere schauen. Ihnen ist es in den Innenstädten sicherlich bereits aufgefallen, überall stehen bereits Buden, die man eigentlich vom Jahrmarkt kennt. 

Was die ansässigen Unternehmen angeht werden im Herbst erste Insolvenzen erwartet. So haben in den letzten Monat bspw. 1/3 der Nürnberger Unternehmen Kurzarbeit angemeldet. Auch die Arbeitslosenzahl ist dementsprechend gestiegen. Besonders betroffen sind nach unseren Angaben bspw. Firmen die mit der Automobilindustrie in Verbindung stehen. 

Zum Teil konnten IT-Unternehmen profitieren, die durch die Verlagerungen in digitale Bereiche und ins Home Office teilweise sogar die Belegschaft erweitern mussten. 

„Die Unternehmen haben das beste draus gemacht! Nürnberg ist aus Krisen schon immer gestärkt herausgegangen“. Diese abschließende Bemerkung von Dr. Fraas lässt jedoch hoffen.

Was war sonst noch los?

Mein Interesse weckten die Forderungen von IG Metall und der Linkspartei. Man sprach sich nämlich für eine 4-Tage-Woche bzw. die Linke sich für eine 30-Stunden-Woche aus. Vermutlich führen diese Forderungen bei Ihnen, wie auch bei mir, eher zu Irritationen als zu Freude.

Der Vorschlag der IG Metall begründet sich aus der Hoffnung, dass man so Jobs, die auch durch die herrschende Krise in Gefahr sind, retten könne. „Die Vier-Tage-Woche wäre die Antwort auf den Strukturwandel in Branchen wie der Autoindustrie. Damit lassen sich Industrie-Jobs halten, statt sie abzuschreiben“, so der Erste Vorsitzende der Gewerkschaft, Jörg Hofmann, der Süddeutschen Zeitung. So wolle man Fachkräfte sichern. Details sind jedoch noch keine bekannt.

Die Linke argumentiert, dass digitale Technologien menschliche Arbeit erleichtern und Produktivitätspotenziale zum Nutzen Aller freisetzen können. Sie dürften nicht „zur Verdichtung von Arbeit, zur Erhöhung des Stresses, zur verstärkten Kontrolle durch das Management, zur Verlagerung von Tätigkeiten auf tariflose Subunternehmen und zum Druck auf Tarifstandards, Löhne und Arbeitsbedingungen führen“. Mehr als 30 Stunden seien daher nicht mehr nötig. 

Es bleibt abzuwarten, was aus den Initiativen wird und wie sie aufgenommen werden. Fraglich ist jedoch, ob eine solche staatliche Regulierung für die freie Marktwirtschaft und die betrieblich Autonomie sinnvoll ist. 

FDP-Chef Lindner twitterte mit einem Augenzwinkern: „Gibt es ein Beispiel, dass sich ein Land aus einer Wirtschaftskrise mit weniger Arbeit befreit hat? Konnten irgendwo mal Arbeitsplätze durch weniger Arbeit und höhere Kosten geschaffen werden? Ich frage für einen Freund…“

Was hat uns wirklich überrascht?

© Schön Klinik

Sehr überrascht hat uns, dass die für ihre Pyramidenförmigkeit bekannte Schön-Klinik in Fürth zum 31. Oktober 2020 ihren Betrieb einstellen wird. „Der im Jahr 2013 von der Schön-Klinik übernommene Standort konnte trotz umfassender Umstrukturierungsmaßnahmen nicht wirtschaftlich betrieben werden“, teilt die Pressestelle mit.

Von der Schließung betroffen sind den Angaben zufolge alle 350 Mitarbeiter. Doch für die Mitarbeiter gibt es bereits Perspektiven. Das Klinikum Fürth, das Klinikum Nürnberg und auch die Uni-Klinik Erlangen, die mit dem Slogan „bei euch wars schön – bei uns ist’s sicher“ wirbt, sowie einige andere, haben bereits angekündigt Mitarbeiter zu übernehmen zu wollen.

Sowohl Pfleger, Ärzte, aber auch andere Angestellte können also aufatmen. Das Erlanger Waldkrankenhaus geht sogar einen Schritt weiter, hier sollen bereits die ersten Arbeitsverträge unterschrieben worden sein, so berichtet nordbayern.de. Die Reaktionen zeigen deutlich wie groß die Nachfrage nach medizinischem Fachpersonal ist. 

Besonders der Früher OB Jung zeigt sich aber auch um den Standort besorgt. „180 Betten, die in der Region zunächst fehlen werden“, so Jung. Zudem sein ein solcher Leerstand für die Fürther Wirtschaft nachteilig.

Doch auch hier zeichnen sich erste potentielle Lösungen ab, so haben bereits ernsthafte Interessenten aus dem Gesundheitssektor ihr Interesse bekundet. Auch die Stadt Fürth, sowie das Klinikum Fürth prüfen, inwiefern eine Übernahme realistisch ist. Auch temporäre Lösungen, wie ein der Umzug des OP Zentrums der Klinik sind im Gespräch. Das letzte Wort hat jedoch der Eigentümer. 

Kurz & Knapp – das sollten Sie noch wissen.

Abschließend präsentieren wir Ihnen noch, die für uns am Interessantesten Schlagzeilen der vergangen Wochen: 

Intersport Eisert droht Schließung.

Das insolvente Sporthaus Eisert in Erlangen muss „voraussichtlich“ Ende 2020 seinen Betrieb einstellen. Das hat der vorläufige Insolvenzverwalter den Mitarbeitern mitteilen müssen. Der Verkaufsbetrieb soll zunächst aber unverändert weiterlaufen.

Nach Wirecard-Pleite: Delivery Hero steigt in den Dax auf. 

Der internationale Lieferdienst “Delivery Hero”, besser bekannt als „Lieferheld“, ist in den Deutschen Aktienindex aufgenommen worden. Das Unternehmen mit Sitz in Berlin übernimmt im Leitindex den Platz von Wirecard, wie die Deutsche Börse in Frankfurt mitteilte.

Hyundai steigt in Erlanger StartUp Hydrogenius ein.

Hyundai steigt beim Erlanger Wasserstoff-Startup Hydrogenious ein. Das aus der Uni Erlangen ausgegründete Unternehmen hat mit den Südkoreanern einen weiteren Geldgeber gefunden und will nun mit seiner Speichertechnik für das schwer zu transportierende Gas durchstarten.

Schaeffler will neues Kapital schaffen. 

Der Automobilzulieferer Schaeffler will durch eine Kapitalerhöhung frisches Geld in die Kassen bringen. Das SDax Unternehmen lädt seine Aktionäre am 15. September zu einer Online-Hauptversammlung ein. Dort soll über die Schaffung von genehmigtem Kapital für bis zu 200 Millionen neue Aktien abgestimmt werden, wie Schaeffler mitteilte.

Sehr schockiert war ich natürlich von der Ankündigung des Bundesgesundheitsministers, dass 2021 unter Umständen der Karneval gecancelt werden soll. Grund: natürlich Corona. Doch dann fiel mir wieder ein, dass wir hier ja in Franken sind und man sich den Karneval schon mal sparen kann, wenn man denn dafür zumindest die Bergkirchweih wieder bekommt. Da hilft nur hoffen und sich an die Regeln halten. 

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine produktive Woche, anschließend selbstverständlich ein erholsames Wochenende und freue mich auf die nächste Folge “Bürobesuch.de WEEKLY“ mit Ihnen. Die gibt es am Montag, den 14. September 2020.

Bis dahin, halten Sie Abstand und bleiben Sie Gesund, 

Ihr Constantin Kaindl
Herausgeber Bürobesuch.de

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