Portrait

„Ich möchte, dass die Menschen ihr Geld sinnvoller anlegen“

Es wurde ihm in die Wiege gelegt: Karl Matthäus Schmidt, der Gründer des Nürnberger Online-Brokers Consors, hat die Finanzwelt mehrfach revolutioniert. Heute steht er an der Spitze der Berliner Quirin Privatbank AG, Deutschlands erster Bank, die sich auf unabhängige Beratung gegen Honorar spezialisiert hat. Schmidt ist ein Visionär mit einer tiefen Leidenschaft für die Börse und einem unerschütterlichen Innovationsgeist. Obwohl er nun in Berlin lebt und arbeitet, bleibt er seiner Heimat Nürnberg eng verbunden.

Im Bürobesuch-Porträt erzählt er, wie er es schaffte, mit nur 30 Jahren sein Unternehmen an die Börse zu bringen, was ihn antreibt und welche Herausforderungen er in seiner Karriere meistern musste.

Als Sohn des Bankiers Karl Gerhard Schmidt wuchs er in einer Familie auf, in der Finanzen allgegenwärtig waren. Schon am Abendbrottisch lauschte er den Gesprächen über Geldanlagen und Aktienmärkte. „Ich habe als Schüler angefangen, mich mit der Börse zu beschäftigen,“ erinnert sich Schmidt. Diese frühe Faszination für den Aktienmarkt setzte sich während seiner Studienzeit fort. Im Börsenverein an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg vertiefte er sein Wissen und baute seine Leidenschaft weiter aus.

Die Geburtsstunde von Consors in einer Studentenkneipe

Die Idee für Consors, einen der ersten Online-Broker Deutschlands, entstand in einer Studentenkneipe mit einem Kommilitonen. „Wir fragten uns, warum es in Deutschland keinen Online-Broker wie in Amerika gibt,“ erzählt Schmidt. Gesagt, getan. Noch während seines BWL-Studiums gründete er 1994 die Consors Discount Broker AG mit dem Ziel, Privatanlegern zu ermöglichen, ihre Wertpapiergeschäfte schnell und unbürokratisch über das Internet abzuwickeln.

Ein kleines Büro mit fünf Mitarbeitern, zwei klapprigen PCs und nur zwölf Anlegern war der Anfang. Doch das Geschäftsmodell verzeichnete ein rasantes Wachstum. Schmidt erinnert sich heute noch gerne an die erste Hauptversammlung des Unternehmens zurück. Fast 1.000 Menschen kamen in der Nürnberger Meistersingerhalle zusammen. „Das war eine tolle Euphorie und eine besondere Zeit,“ sagt Schmidt. Bereits 1999 ging das Unternehmen an die Börse und erreichte einen Spitzenwert von 7,5 Milliarden DM. Schmidt war zu diesem Zeitpunkt 30 Jahre alt. 2001 betreute Consors 450.000 Kunden und expandierte nach Frankreich, Italien, Spanien und in die Schweiz.

Der Weg an die Börse

Besonders aufregend war für ihn die Phase der Platzierung, der Prozess, bei dem die Aktien des Unternehmens an Investoren verkauft werden. Schmidt und sein Team machten eine Roadshow durch Europa, eine Woche voller Präsentationen und Gespräche mit Investoren, ohne Pausen für Mittag- oder Abendessen. Doch der Erfolg war überwältigend: Die Aktie erzielte am Ende einen doppelten Preis bei der ersten Notierung. „Für mich persönlich war es wirklich ein Traum,“ erinnert sich Schmidt. Doch nach den Turbulenzen am Neuen Markt wurde Consors 2002 an die französische BNP Paribas verkauft und schließlich mit der BNP-Tochter Cortal zu Cortal Consors verschmolzen.

Trotz der erfolgreichen Integration von Consors in die BNP Paribas stellte Schmidt fest, dass die Arbeit in einem Großkonzern nicht seinen Vorstellungen entsprach. „Für mich war es schwierig, mich in die Strukturen eines Großkonzerns einzufügen, da dies nicht meiner Natur entsprach.“ Diese Einsicht führte ihn schließlich dazu, nach neuen Wegen zu suchen, um seine Vision einer besseren Finanzberatung zu verwirklichen.

Deutschlands erste auf Honorarberatung spezialisierte Bank

Schmidt nutzte diese Zeit der Neuorientierung, um über seine zukünftigen Ziele nachzudenken. Er wollte weiterhin Menschen dabei helfen, bessere Anleger zu werden, aber auf eine unabhängige und kundenorientierte Weise. Dies führte ihn zur Gründung der Quirin Privatbank im Jahr 2006. Die Berliner Bank basiert auf einem honorarbasierten Modell, bei dem die Kunden eine monatliche Flatrate zahlen und alle Provisionen an sie zurückerstattet werden. Im Gegensatz zu herkömmlichen Banken erhält die Quirin Privatbank keine Provisionen von Produktanbietern. Alle Provisionen, die durch den Handel von Wertpapieren entstehen, werden an die Kunden zurückerstattet.

Mit dem Kunden auf Augenhöhe

„Ich wollte eine Bank schaffen, bei der Kunde und Bank auf der gleichen Seite des Tisches sitzen,“ erklärt Schmidt. Das Ziel war klar: Eine transparente und unabhängige Beratung, bei der die Interessen der Kunden im Mittelpunkt stehen. Das Konzept war erfolgreich und die Quirin Privatbank wächst seitdem stetig. „Heute haben wir knapp 9 Milliarden Euro an verwaltetem Vermögen und fast 100.000 Kunden,“ berichtet der Unternehmer. Es sei ihm wichtig, dass seine Berater eng mit den Kunden zusammenarbeiten, um langfristige finanzielle Strategien zu entwickeln und umzusetzen.

Ein digitaler Vermögensverwalter

Ergänzend zur Quirin Privatbank gründete Schmidt den Robo-Advisor Quirion, einen digitalen Vermögensverwalter. „Quirion richtet sich an Menschen, die Geld anlegen wollen, aber keine Berater brauchen,“ erläutert Schmidt die Zielgruppe. Der Robo-Advisor erstellt auf Basis der individuellen finanziellen Situation und Anlageziele des Kunden automatisiert ein diversifiziertes Portfolio und verwaltet dieses kontinuierlich. Quirion ermöglicht es den Anlegern, von den Vorteilen einer professionellen Vermögensverwaltung zu profitieren, ohne sich um die Details der Investitionen kümmern zu müssen – und das zu absolut fairen Konditionen.

Durch die Automatisierung vieler Prozesse kann Quirion Dienstleistungen zu deutlich niedrigeren Kosten anbieten als traditionelle Vermögensverwalter. Es gibt keine versteckten Gebühren oder Provisionen, was zu einer transparenten und fairen Preisstruktur führt. Ein weiterer großer Vorteil von Quirion ist, dass die Hürde für den Einstieg in die professionelle Vermögensverwaltung sehr niedrig ist. Ohne Mindestanlage bei der Einmalanlage und ab 25 Euro monatlich bei Sparplänen können Kunden die Dienste des Robo-Advisors in Anspruch nehmen.

Nürnberg verbunden

Trotz seines beruflichen Wechsels nach Berlin blieb Schmidt seiner Heimatregion Nürnberg stets verbunden. Beruflich führen ihn regelmäßige Dienstreisen nach Nürnberg, da die Quirin Privatbank seit 2007 eine Filiale im Nürnberger Wirtschaftsrathaus betreibt. Schmidt schätzt besonders die Dynamik der Metropolregion und ihren Beitrag zur deutschen Wirtschaft – und manchmal vermisst er auch das gute fränkische Essen.


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