Der 73-Jährige hat 5 Enkelkinder, eine Tapferkeitsmedaille erhalten, wurde im Bunker geboren, ist über 50 Jahre mit derselben Frau verheiratet und bezeichnet sich selbst als „umtriebigen Menschen“. Erich Schuster erzählt von seiner beruflichen Laufbahn:
Vom Schriftsetzer zum Vertreter
Der Autodidakt Erich Schuster nahm sich seinen gutverdienenden Onkel zum Vorbild und wurde – wie er – Schriftsetzer. Eine Jobanzeige in der Zeitung sorgte dann für eine Umorientierung.
Der 22-jährige Schuster wurde Vertreter im Bereich Corporate Design bei der Firma Drescher und hat damit wie er selbst sagt „den Sprung ins kalte Wasser gewagt.“ Auch der Meinung seiner eigenen Mutter trotzte er damit, denn sie pflegte zu sagen: „Vertreter?! Das ist ja fast wie Taschendieb.“
Doch Schuster ließ sich auf das Abenteuer ein, weil er hoffte, wichtige Fähigkeiten zu erlangen: „Wenn du verhandeln kannst, hilft dir das im Leben immer über den Berg.“ Tatsächlich gelernt hat er in dem Job aber noch viel mehr: Zeitmanagement, Gesprächsvorbereitung, Zielformulierung sind dabei nur einige Schlagworte.
Vom Wandel der Zeit
Nachdem Schuster 24 erfolgreiche Jahre beim Unternehmen Drescher angestellt war, zwang ihn ein Führungswechsel zum Umdenken. Er stieg als 45-Jähriger bei der frisch gegründeten Firma defacto ein.
Schwerpunkte des Betriebs stellten früher Kundenbindungsprogramme und Callcenter-Aktivitäten dar. Schuster leitete die rasant wachsende Firma, deren Angebotspalette sich im Laufe der Jahre stark wandelte – hin zu Social Media Research. „Marketing in der Form, wie damals am Anfang der Firma, gibt es heute im Unternehmen höchstens noch zu 5 Prozent“, stellt Schuster fest.
Der Grund für diese Veränderungen liegt auch in der Digitalisierung. Der 73-Jährige spricht ganz offen an, dass die Entwicklung hin zum Zeitalter des Internets für ihn nicht immer einfach waren: „Das ist eine Herausforderung, die Menschen, die mit der Digitalisierung aufgewachsen sind, leichter umsetzen, als einer, der mit Papier, Bleistift und Kugelschreiber groß geworden ist.“
Bayerns beste Unternehmensnachfolge
Die Firma nach 20 Jahren abzugeben, fiel Schuster schwer. Im Nachhinein sagt er aber: „Das war meine beste Entscheidung.“ Nicht zuletzt auch, weil nun sein Sohn das Unternehmen führt und er defacto damit in guten Händen weiß.
Eine Erkenntnis für ältere Unternehmen liegt für ihn darin, sich frühzeitig von der Firma abzunabeln: „Solange man noch fit ist, ist man fähig, die jungen Unternehmer an ihre Aufgaben heranzuführen. Ist das geschehen, muss man aber auch die Klappe halten.“ Der Preis „Bayerns beste Unternehmensnachfolge“ bestätigt die erfolgreiche Firmenübergabe.
(Un)Ruhestand
Die Firmenübergabe an den Sohnemann ist für Schuster trotzdem nicht gleichbedeutend mit dem Ruhestand. „Man muss sich das so vorstellen“, sagt er, „einmal Unternehmer, immer Unternehmer.“ Bereits als 59-Jähriger hat Schuster geplant, was er im „Unruhestand“ alles machen will.
Das Resultat: Er gründete – eine Stiftung, eine Schülerpower gGmbH, ein Gesundheitsunternehmen, ein Seminarzentrum. Das sind für ihn „mehrere kleine Dinge, die das Leben auch nach der aktiven Zeit lebenswert machen und unheimlich viel Spaß bereiten.“
Der engagierte Unternehmer legt seinen Fokus damit auf soziales Engagement. Junge Leute in ein selbstbestimmtes Leben zu führen, darum gehe es ihm. Stress bedeutet das alles für ihn übrigens überhaupt nicht – auch wenn er jeden Morgen um 7 Uhr aufsteht. Vielmehr ist er froh, eine Aufgabe und einen festen Plan zu haben.
Mutmacher käuflich zu erwerben
Vor kurzem erschien sein selbstgeschriebenes Buch, das er selbst als „Mutmacher“ bezeichnet. Dort erfahrt ihr noch mehr Details über die beeindruckende Persönlichkeit des Erich Schuster. Der Ertrag des Buches fließt in Schusters Stiftung. Ihr tut mit dem Kauf also gleichzeitig noch etwas Gutes.