Impuls

„Chef auf Probe“: So hat das Konzept bei einer Erlanger Firma funktioniert

Die Erlanger Agentur Spirit Link widmet sich der Marketingkommunikation im Healthcare-Bereich. Zu den Kunden gehören unter anderem namhafte Unternehmen wie Siemens Healthineers und Novartis.

An der Spitze der Agentur stehen vier Geschäftsführer. Das neueste Mitglied der Chefetage ist Heiko Pröger, der nach einem sogenannten „Geschäftsführer-Praktikum“ nun nicht mehr nur Chef auf Probe ist.

Wir sprachen mit ihm und Gründer Markus Hanauer über die Erfahrungen, die sie mit dem Konzept „Chef auf Probe“ gemacht haben.

„Spirit Link“-Geschäftsführer-Kollegen Heiko Pröger & Markus Hanauer

Mit der Zeit gehen

Immer wieder arbeitet SpiritLink an ihrer eigenen Struktur und geht dabei stets mit der Zeit. Vor einigen Jahren noch verlangten Kunden und Mitarbeiter nach Teamstabilität und Wissensfestigung. Daraufhin wurden feste Kundenteams um einen Kundenberater herum aufgebaut.

Heute geht es agiler zu. Man zerstörte die geschaffenen Strukturen und verabschiedete sich damit von starren Rollenbildern und Schubladen-Denken. Die Mitarbeiter arbeiten freier an verschiedenen Projekten und in unterschiedlichen Teamkonstellationen. Führungskräfte dürfen sie sich aus einem festen Pool an verantwortlichen Mitarbeitern selbst aussuchen.

Aus Drei mach Vier

Nach 12 Jahren sortierte sich auch die Geschäftsführer-Ebene um. Von 2006 bis 2018 stand eine Dreier-Konstellation an der Spitze der Agentur Spirit Link.

Offiziell kam die Idee eines vierten Geschäftsführers in einem Strategie-Workshop auf, in dem man feststellte, wie wichtig die Marketing-Kenntnisse für das Unternehmen sind.

Auf diesem Gebiet schätzte man den studierten Medieninformatiker Heiko Pröger bereits sehr. Er war nicht nur kompetente Führungskraft in der Agentur, sondern auch Berater und Kundenteamleiter.

Viele Fragen offen

Hundertprozentig sicher, ob Heiko Pröger vierter Geschäftsführer werden soll, war man sich jedoch nicht – weder die drei amtierenden Chefs, noch Pröger selbst.

Zu viele Fragen waren auf beiden Seiten offen: Was wird vom vierten Mann erwartet? Wird noch Zeit bleiben, um in Kundenprojekten zu arbeiten oder muss ich das aufgeben?

Man entschied sich deshalb, Pröger zum Chef auf Probe zu ernennen. Ende des Jahres sollte dann die Entscheidung fallen. Jedes Mitglied der Geschäftsführung sowie Heiko Pröger hatten jedoch ein Veto. Würde einer Nein sagen, würde Pröger nicht aufsteigen.

Den anderen Mitarbeitern wurde der Prozess transparent kommuniziert und jeder hatte ausreichend Zeit, sich in seiner neuen Rolle einzufinden.

Pröger spricht zurückblickend von einem manchmal durchaus holprigen Prozess: „Ich hatte als Geschäftsführer viel mehr Termine als vorher. Ich musste also mit bestimmten Dingen aufhören. Mein Team dagegen musste autonomer werden. Daran musste sich jeder erst gewöhnen.“

Geschäftsführer zu sein, kostet viel Zeit.

Heiko Pröger

Auch das Verhalten in Meetings war für Pröger ein Thema: „An die Rolle des Geschäftsführers musste ich mich erst gewöhnen. Zum Beispiel bekommen Äußerungen in Meetings ein anderes Gewicht.“

Chaos in der Chefetage

Auch schwierige gruppendynamische Prozesse innerhalb der Geschäftsführung habe es gegeben. Pröger sagt: „Die Drei waren ein eingespieltes Team. Ich habe als neues Mitglied Meetings manchmal verlangsamt, musste nachfragen.“

Es gibt einfach gruppendynamische Prozesse, die man nicht wegdiskutieren kann.

Heiko Pröger

Eine weitere Herausforderung war die neue Aufgabenteilung. Man musste schauen, wer welchen Fachbereich übernimmt und das transparent an die Mitarbeiter kommunizieren.

„Einige Angestellte haben uns die Situation glücklicherweise aus ihrem Blickwinkel gespiegelt“, sagt Hanauer. Ihnen sei nicht klar gewesen, bei welchem Thema sie sich an wen wenden sollen. Das musste geklärt werden.

Nun ist offensichtlich alles klar und Heiko Pröger nicht mehr nur Chef auf Probe, sondern vollwertiges Mitglied der Chefetage von Spirit Link. Einige Learnings aus dem oben beschriebenen Prozess hat Markus Hanauer auch in einem Beitrag auf LinkedIn nochmal zusammengefasst.


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