Portrait

„Ich mache jeden Tag ganz viele Menschen glücklich.“

Christoph Kuhnle ist Kaufmann, Juwelier und Ästhet. Wir haben den Uhren- und Schmuckliebhaber in seinem Juweliergeschäft in Fürth getroffen und über temperamentvolle Juwelier-Kollegen, Markenuhren und andere Zeitmesser gesprochen.

Vom Bankier zum Juwelier

Der Weg zum Juwelier führte bei Kuhnle in erster Linie über die Kinderstube, denn Juwelier Kuhnle existiert schon seit vier Generationen. Dennoch startete Christoph Kuhnle seinen beruflichen Werdegang mit einer Ausbildung zum Bankkaufmann.

Nach dem Fachabitur war sein Bildungshunger so groß, dass er ein BWL-Studium in Würzburg anschloss, wie er erzählt. Praxiserfahrung im Juwelier-Bereich sammelte er während seines Nebenjobs bei einem Juwelier in Würzburg.

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In den Semesterferien half er zudem im Fürther Geschäft seiner Eltern aus. Fachliche Expertise eignete sich Kuhnle zusätzlich über einen vierwöchigen Kurs zum Diamant-Gutachter und einem dreimonatigen Seminar zum Edelstein-Fachmann an. Auch in einer Uhrenmanufaktur war er zeitweise tätig, bis er eine Filiale des Juwelierhauses Weiß (heute: Christ) führte.

„Ich mache jeden Tag ganz viele Menschen glücklich. Ich darf in einer Branche arbeiten, in der ich mit den schönsten Produkten der Welt zusammenkomme – zum Beispiel mit Uhren und Schmuck.“

Christoph Kuhnle

Leben ist, wenn etwas dazwischen kommt

Der gut vernetzte Kuhnle fasste zur Zeit seines Berufseinstiegs mit befreundeten Juwelier-Kollegen den Entschluss, eine Nachwuchsschmiede für Jungjuweliere zu gründen. Er erzählt: „Wir wollten die Branche mit neuen Ideen aufrütteln.“

Basis für die Schmiede sollte ein Münchner Geschäft bilden, das bis dato noch der Swatch-Group gehörte. Der damalige Chef Nicolas Hayek sprang auf die innovative Idee der jungen Fachmänner an. Er wollte das Geschäft in der bayrischen Hauptstadt sowieso veräußern, weil es nicht gut lief.

Kuhnle und seine Kollegen trieben innerhalb von nur drei Monaten 400.000 Mark für eine Aktiengesellschaft auf. Da entschied sich der temperamentvolle Hayek um und Kuhnle und Co. standen mit ihrer Idee auf der Straße.

Der Silberkönig Bayerns

Christoph Kuhnle kehrte deshalb mit Anfang 30 ins elterliche Geschäft zurück, welches er entscheidend prägte und einige Jahre später übernahm. Um den Platz Christoph Kuhnles in dem Familienunternehmen zu verstehen, muss man jedoch einige Generationen zurückspringen. Das Geschäft seines Urgroßvaters existierte ursprünglich in Nürnberg.

Den Schwerpunkt bildete die Goldschmiede-Arbeit. Während des Zweiten Weltkriegs musste das Geschäft schließen. „1945, als Nürnberg in Staub und Asche lag, war auch das Geschäftshaus meiner Vorfahren komplett zerstört“, berichtet Kuhnle.

Sein Großvater ging deshalb mit der Familie nach Fürth und fing bis auf das Know-How und die Beziehungen zu Fabrikanten komplett von vorne an. Sein Erfolg machte ihn schließlich stadtbekannt – unter dem Spitznamen „Silberkönig von Bayern“.

Vom Juwelen-Käufer zum Sponsor

Kuhnles Vater, der ebenfalls ins Geschäft einstieg, widmete sich dem Kauf von Juwelen. Kuhnle bezeichnet ihn rückblickend als „Wendepunkt“ für das Familiengeschäft, als „Trendsetter“.

Der Vater reiste beispielsweise schon Ende der 60er Jahre nach Brasilien, um Edelsteine zu kaufen. „Das hat damals niemand gemacht“, kommentiert Christoph Kuhnle und wirkt dabei fast ein bisschen stolz. 1972 nahm der Vater die Marke Rolex ins Sortiment auf – ebenfalls mehr als unüblich für damalige Verhältnisse. Sein Kundenkreis war klein. Derartige Luxusprodukte konnte sich damals nicht jeder leisten.

Heute ist das anders. Deswegen geht auch Kuhnle ganz anders mit dem Geschäft um: „Ich gehe proaktiv nach außen. Ich zeige Präsenz und habe das Geschäft etwas breiter aufgestellt.“ So war Kuhnle zum Beispiel bei den Wirtschaftsjunioren und dem Rotary-Club engagiert. Das Juwelier-Geschäft tritt darüber hinaus als Sponsor – beispielsweise beim Nürnberger Opernball – auf.

„Zeit ist relativ. Im Moment ist es ein großes Gut, Zeit zu haben. Sie läuft einem ja heutzutage buchstäblich weg.“

Christoph Kuhnle

Leidenschaft für Uhren

Einen Schwerpunkt bei Juwelier Kuhnle bildet heute das Uhrengeschäft. Die Zeitmesser gehören zu den Leidenschaften Kuhnles. Wenn er über Uhren spricht, klingt es beinahe, als würde er über gute Freunde oder alte Bekannte reden. Die Uhr, die er von seinen Eltern zum Fachabitur geschenkt bekam, bezeichnet er zum Beispiel als „Glücksbringer und Wegbegleiter“.

Kuhnle kommt ins Schwärmen über Technik, Uhrenwerk, Ziffernblatt und Gehäuse der tragbaren Zeitmesser. „Das ist für mich die höchste Kunst, die es seit hunderten von Jahren gibt“, fasst er seine Bewunderung zusammen. Dennoch weiß er, dass Uhren als Zeitmesser heute austauschbar sind.

Er sieht in ihnen deshalb eher „ein Statement, das etwas über die Persönlichkeit des Träger aussagt“. Auf die Frage, welche Uhr zu Fürth passe, kommt Kuhnle sofort die Farbe Grün in den Sinn: „Ich denke eine Submariner von Rolex mit grünem Zifferblatt und grüner Lünette wäre es. In der Sammlersprache sagt man dazu Frog.“ Und Frösche soll man bekanntlich küssen.


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