Sie kennen sich seit der Schule, sind allesamt verrückt nach Sport und haben sich quasi zu Werbezwecken zusammengetan. Drei Männer, drei Gründer, drei Kreative – wir trafen die Geschäftsführer der Agentur stilbezirk zum Interview.
Henrik von Janda-Eble aka „Henne“, Mathias Bartel aka „Matze“ und Christoph Gebhardt aka „Gebbo“ sprachen mit uns über ihre gescheiterten Sportkarrieren, ihr Haus am Fluss und ihre größten FuckUps.
Sport-Profi oder Kreativ-Experte?
Es klingt ein bisschen wie eine erfundene Geschichte: Henne, Matze und Gebbo kennen sich bereits seit der Schulzeit. In Eibach gingen sie gemeinsam aufs Gymnasium. „Wenn wir mal groß sind, wollen wir irgendwas zusammen machen,“ sagten sie damals.
Matze preschte dabei ein bisschen vor. Mit 14 Jahren gründete er bereits sein erstes Gewerbe. Er bespannte Tennisschläger und lieferte sie aus. Auch eine Karriere als Tennis-Profi probierte er – vergeblich.
„Ich bin ein Kind des Internets.“
Henrik von Janda-Eble
Henne wollte auch gern Sportler werden: Surfer oder Snowboarder. Er war schon immer der Mann fürs Digitale. Schon früh programmierte er Websites für Marken wie Billabong.
Gebbo machte dagegen erst einmal eine Ausbildung zum Werbefotografen. Schon damals stellte er fest: „Angestellt sein ist nichts für mich.“ Er entschloss sich daraufhin Kommunikationsdesign zu studieren.
Gründung auf der Couch
Die Pläne, eine gemeinsame Agentur zu eröffnen, wurden auf der grünen Couch von Matze geschmiedet. Das war Ende 2002. Henrik war damals in Australien und nur per Telefon zugeschalten. Er meldete den Wunsch an, seinen Schreibtisch mit in das gemeinsame Büro zu stellen.
Genauso geschah es auch 2003. In einer „Hinterhof-Klitsche„, wie die drei selbst sagen, fing alles an. Mitten im Büro soll es ein Pissoir gegeben haben und nebenan sei ein Drogensuchtzentrum gewesen. Für einen stilbezirk klingt das wenig stilvoll.
Wie es überhaupt zu dem Namen kam, können die drei Gründer heute gar nicht mehr so genau sagen. Es hätte wohl auch ganz absurde Namensideen gegeben. „Wir haben zig Domains registriert, weil wir dachten, dieser Name ist es jetzt“, sagt Christoph Gebhardt mit einem zwinkernden Auge.
Vom Coden zum Beraten
Den Mittelpunkt ihres Schaffens bildete zu Beginn vor allem der digitale Bereich. Henrik von Janda-Eble konstatiert: „Wir haben digital begonnen, während andere Agenturen versucht haben, digital zu werden.“
„Oma, wir machen Reklame.“
Christoph Gebhardt auf die Frage, wie er seiner Großmutter seinen Job erklärt.
Heute arbeiten bei stilbezirk etwa 30 kreative Köpfe. Die Agentur macht einen Umsatz von rund drei Millionen Euro. Zu den großen Kunden gehören unter anderem uvex, NürnbergMesse und Simba Dickie.
Untypisch für eine Agentur seien die sehr langen Mitarbeiterbeziehungen. Die Angestellten bleiben etwa acht bis zehn Jahre bei stilbezirk. Das ist eher ungewöhnlich, spricht aber für den Kreativ-Laden.
Sicher zählen auch unkonventionelle Ideen wie der Selfie-Countdown zu den Gründen bei stilbezirk zu bleiben. Ein Blick auf die Website der Agentur verrät Näheres: Ein Countdown legt fest, wann genau das nächste Selfie der Mitarbeiter ansteht, das anschließend auf der Homepage geteilt wird.
Auch die besondere Fortbildungsstruktur, die die Agentur bietet, ist ein toller Pluspunkt für alle Mitarbeitenden. Jeder dort ist ein Experte auf irgendeinem Gebiet. Daran sollen die anderen teilhaben. In sogenannten scope sessions bringen sie einander innerhalb eines Nachmittags etwas bestimmtes bei – zum Beispiel, wie man Filter für Instagram baut.
Verpatzte Pitches und Stand Up Paddling
Natürlich läuft auch bei stilbezirk nicht immer alles rund. Zu den größten FuckUps gehören oft die Pitches. Für alle, die nicht aus der Werbe-Branche kommen sei das noch einmal kurz erklärt:
Der Agenturpitch ist vereinfacht gesagt eine Präsentation, mit der man sich um einen Auftrag bemüht. Die Kreativen opfern oft viel Zeit, um sich (unentgeltlich) zu einer bestimmten Aufgabenstellung tolle Sachen ausdenken, die sie dann präsentieren. Am Ende bekommt aber nur eine Agentur den Auftrag.
Die stilbezirk-Chefs erzählen, dass sie dabei schon einiges in den Sand gesetzt hätten. Sie erklären, dass so eine Absage extrem deprimierend sei, vor allem, wenn man ein paar Jahre später Plakate der Firma rumhängen sieht, die einfach nicht cool sind.
„So richtig viele FuckUps gabs nicht. Es war einfach immer alles geil.“
Henrik von Janda-Eble
Ein weiterer besonderer FuckUp von stilbezirk ist ihr Nebenprojekt BoardNerds, das sich anders entwickelt hat als erwartet und damit verdeutlicht, dass aus etwas, das schiefgeht, auch eine neue Chance erwachsen kann. Boardnerds zählt heute als großes Mitarbeiter-Benefit von Stilbezirk.
Das Stand Up Paddle Center dient vor allem der Bespaßung der Mitarbeiter. Aus dem geplanten Einzelhandel mit Boards und Equipment ist nichts geworden. Stattdessen haben die stilbezirk-Chefs nun eine traumhafte Location mit Flusszugang. So schlimm kann Scheitern sein.