Portrait

„Wir möchten in jedem Projekt etwas generieren, das der Gesellschaft Mehrwert bringt“

Sophie Bermüller und Matthias Niemeyer sind die kreativen Köpfe hinter der Bermüller + Niemeyer Architekturwerkstatt, die nicht nur Gebäude entwirft, sondern „Identität schafft“ und dabei auf Nachhaltigkeit setzt. In unserem Bürobesuch erzählen sie, was sie antreibt, wie ihre Zusammenarbeit funktioniert und welche Herausforderungen sie bereits gemeistert haben.

Ihre Zusammenarbeit begann humorvoll mit zwei „Dates“, bei denen sie schnell feststellten, dass ihre Unterschiede diese Partnerschaft einzigartig machen. Sophie Bermüller hatte sich bereits als Architektin mit einem Büro selbstständig gemacht. Die zweifache Mutter wollte die Bürostrukturen erweitern sowie einen Sparringspartner auf Augenhöhe integrieren und machte sich auf die Suche nach einem Business-Partner. Dass die beiden menschlich so unterschiedlich seien, mache ihre Zusammenarbeit zu etwas Besonderem, so Bermüller. „Ich habe eher die Gesamtstrategie und die Zahlen im Blick. Matthias ist der kreative Kopf, der die strategische, kreative Entwicklung anstößt.“

Nürnberger Architektur international gedacht

Nach dem Studium in Nürnberg hat Matthias Niemeyer in Japan, Aserbaidschan und Wien gearbeitet. Er betreute größere Projekte wie den Bau der Europäischen Zentralbank in Frankfurt. „Ich habe meine internationalen Erfahrungen mit nach Nürnberg gebracht“, erzählt er. Sophie Bermüller studierte in München und war anschließend in etablierten Büros in Nürnberg. „Als Team macht uns aus, dass wir großen Respekt voreinander und der Leistung des jeweils anderen haben. Wir haben eine sehr offene Kommunikation, was uns inhaltlich schnell voranbringt. Ihre jeweiligen Stärken und der damit verbundene ganzheitliche Blick auf die gebaute Umwelt und die Projekte sowie ihr kreativer individueller Ansatz hebe sie vom restlichen Markt ab.

Vielseitige Projekte

„Unsere Arbeit ist mehr als nur Häuser planen und bauen.“ Ihr Spezialgebiet sei vor allem die Baurechtschaffung, also was auf einem Grundstück gebaut werden könne. „Das geht von einem schnuckeligen Häuschen über größere Stadtteilentwicklung bis zum Hochhausquartier.“ Auch Bereiche wie konstruktive Gestaltung, gesellschaftliche Relevanz, Nachhaltigkeit und Wahrnehmung in der Stadt seien wichtig in ihrem Job.

Von kleineren Projekten zu nachhaltigen Stadtquartieren

B+N startete vor 12 Jahren mit Einfamilienhäusern und kleineren Wohnprojekten. Durch Empfehlungen konnte sich das Büro schnell etablieren. Mittlerweile machen sie aber vor allem größere Projekte im Bereich Stadt- und Quartiersentwicklung, (Intensiv-) Pflege, Interior Design für Gewerbe und Hospitality, wie das preisgekrönte Restaurant Fuji Yama. „Es ist ein schönes Beispiel dafür, was passiert, wenn wir vom Bauherren freie Hand und volles Vertrauen haben“, erklärt Bermüller. 

Oft könnten sie ihre Bauherren mit ihren Planungen aber auch überraschen, fügt Niemeyer an. „Manchmal glauben sie gar nicht, was auf das Grundstück noch alles drauf passt.“ Wenn man statt 120 Wohneinheiten mit 170 aufwarten könne, sehe man schon das Leuchten in den Augen.

Carlina Park war eines der ersten städtebaulichen Projekte, das sie umgesetzt haben. Sowohl über den identitätsstiftenden Städtebau, als auch mit einer cleveren internen Struktur hätten sie eine sehr gute Auslastung erreicht. „Es ist ein sehr schönes und gleichzeitig ein sehr wirtschaftliches Projekt, mit dem wir auch auf uns aufmerksam machen konnten“, erklärt Matthias Niemeyer.

„Das Tor zum tiefen Feld ist natürlich ein super spannendes Projekt für uns“, erzählt Bermüller. Es sei immer ihre Ambition, das Optimum in Sachen Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit und Stadtgestaltung herauszuholen. „Wenn ein Grundstück, das vorher eine Industriebrache war, auf einmal ein Highlight-Projekt wird, da macht Kreativität schon richtig Spaß.“

Schönheit, Akzeptanz und Nachhaltigkeit

Matthias Niemeyer treibt vor allem die Entwicklung von identitätsstiftender und damit echter nachhaltiger Architektur an. „Wir setzen uns bei unserer Arbeit stets damit auseinander, wie wir der Gesellschaft einen Mehrwert bieten können. Unsere Arbeit prägt den öffentlichen Raum und hat großen Einfluss darauf, wie wir leben und arbeiten.“ Es sei enorm wichtig, sich mit Nachhaltigkeit zu beschäftigen. Ihnen gehe es darum, flexible Strukturen zu entwickeln, die den Stadtraum aufwerten. „Eine Architektur, die nachhaltig genutzt werden kann, weil sie langfristig angenommen und für die sich ändernden Bedürfnisse flexibel anpassbar ist“, ergänzt Bermüller.

Herausforderungen als Wellenbewegung

Matthias Niemeyer sieht aktuell die gesamte Baubranche vor Herausforderungen. „Die Branche erfährt gerade eine Umstrukturierung und wir sind in einer völlig anderen Phase, als wir gestartet sind“, meint er. Begonnen haben sie in einer absoluten Hochphase, in der sie sich gut etablieren und entwickeln konnten. Die aktuellen Herausforderungen verstehen sie als Chance, sich mit neuen Impulsen und Ideen zu befassen. „Wir bearbeiten Forschungsprojekte zum Thema KI in der Stadtentwicklung, variablen Umnutzungen und wiederverwertbaren Konstruktionen.“

„Für mich heißt Unternehmertum, dass sich eine Herausforderung an die nächste reiht“, meint Bermüller. „Wenn die Branche boomt, ist es eine Herausforderung, qualifiziertes Personal zu finden. Auch das Wachstum und die damit einhergehenden notwendigen Prozessveränderungen innerhalb der Firma stellten eine Herausforderung dar.“ Niemeyer ergänzt: „Die bisherigen Herausforderungen haben wir auch deswegen gemeistert, weil unser Team enorm engagiert und dabei kritikfähig, aber vor allem offen für neue Prozesse ist.“ Wenn man ein offenes Ohr für neue Ideen habe, könne man sich bei B+N enorm weiterentwickeln.

 „Unser Erfolg besteht vor allem darin, dass wir ausgetretene Pfade verlassen, neue Perspektiven beleuchten und bewährte Dinge hinterfragen, um zu neuen Lösungen zu kommen. Gemeinsam mit unseren Bauherren, die Lust haben, mit uns kreative und nachhaltige Projekte auf Augenhöhe zu entwickeln, können wir dann innovative, zukunftsorientierte aber auch effiziente Projekte umsetzen“, fügt Bermüller hinzu.


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