Portrait

„Wir verkaufen Produkte, die keiner haben will.“

Oliver Brehm ist Marathonläufer, kann nicht still sitzen, ist Hunde- und Geschäftsführer des Familienunternehmens Peter Brehm GmbH in Weisendorf in Erlangen-Höchstadt.

Wir trafen ihn zum Interview und sprachen über künstliche Hüftgelenke, Zahlenjongleure und einen Bauernhof, der zum Hotel wurde.

Hilfe für Hüfte, Knie und Wirbelsäule

Wenn Brehm einem 7-jährigen Kind erklären müsste, was seine Medizintechnik-Firma eigentlich macht, würde er sagen: „Wir machen, dass der Opa, wenn er Schmerzen im Knie hat, wieder laufen kann.

Seinen Job als Chef sieht er dagegen noch etwas anders. Brehm sagt: „Ich versuche, Menschen zu inspirieren und sie tagtäglich zu Höchstleistungen zu bringen – für die Sache, die wir machen.“ „Die Sache“ umfasst dabei vor allem die Fertigung von Implantaten, künstlichen Gelenken.

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Auf der Website findet man eine bunte Produktpalette von Teilen für Hüfte, Knie und Wirbelsäule. Doch die Firma produziert nicht nur die Prothesen, sondern auch einen Instrumentenkasten, um das Implantat einzusetzen.

Herr Brehm sieht viele Faktoren, die zum Gelingen beitragen: „Allein mit einem guten Implantat gibt es keine Erfolgsgarantie. Wir brauchen die Biologie, den Patienten, ein gutes Operationsteam und manchmal auch ein bisschen Glück“.

Das Endziel unseres Tuns ist, den Menschen wieder Beweglichkeit zurückzugeben.

Oliver Brehm

Vom untalentierten Handwerker-Sohn

Dass er später einmal Prothesen produzieren würde, hätte der 10-Jährige Oliver Brehm nicht gedacht: „Als Kind war für mich klar, dass ich etwas Handwerkliches mache, denn ich kann schlecht still sitzen.“ Also wähte er den technischen Zweig an der Realschule als Schwerpunkt.

Als er feststellte, dass er handwerklich nicht so talentiert war, schlug er die kaufmännische Richtung ein. Es folgte eine Bankenlehre. Doch in der Bank sah er keine Perspektive, denn schon vor zwanzig Jahren war ihm klar, dass aufgrund der Digitalisierung die Banken irgendwann an Bedeutung verlieren werden.

Also studierte er BWL an der Fachhochschule Coburg. Seinen Berufseinstieg schaffte er als Assistent der Geschäftsführung bei der Martin Bauer-Gruppe im Bereich Rechnungswesen und Finanzen.

Später stieg er ins Familienunternehmen ein: in die Peter Brehm GmbH, die sein Vater, gelernter Werkzeugmacher-Meister, bereits 1981 gründete – in der damaligen Doppelgarage des Eigenheims, ähnlich wie Steve Jobs.

Der ehemalige Chef als Vorbild

Fragt man Oliver Brehm nach beruflichen Vorbildern, erzählt er von seinen ehemaligen Chefs wie beispielsweise seinem damaligen direkten Vorgesetzten Peter Köhr. Er bezeichnet ihn als „eine tiefgründige, spannende Persönlichkeit“ und erzählt bewundernd: „Der konnte mit Zahlen jonglieren, die ich nirgends gefunden habe.“

Aber auch von seinem Vater habe er vieles gelernt, Konsequenz und Entscheidungsfreudigkeit zum Beispiel. „Er schiebt ganz wenig auf die lange Bank. Ich denke das ein oder andere Mal schon lieber noch einen Tag länger drüber nach“, berichtete Oliver Brehm.

Auf die Frage, was ihm zufolge einen guten Unternehmer ausmache, scheint es, als ob er vor allem an die schwierigen Entscheidungen als Chef denkt. „Dass er Entscheidungen zum Wohle des Unternehmens trifft und persönliche Präferenzen bewusst zurückstellt“, fasst er zusammen. „Man muss sich manchmal von Personen trennen, die man liebgewonnen hat, aber von denen man weiß, dass sie das Unternehmen nicht weiterbringen“, führt Brehm aus. 

„Wir verkaufen Produkte, die keiner haben will. Niemand hat bisher gesagt: ‚Mensch, ihr habt so schöne Hüftgelenke. Die hätte ich gerne: eins links, eins rechts und noch zwei für die Oma.‘ Alle sagen immer: ‚Um Gottes Willen. Hoffentlich brauche ich das nie.‘

Oliver Brehm

Leidenschaft zur Medizintechnik

Was Oliver Brehm am meisten an seinem Job in der Medizintechnik-Branche schätzt, ist, dass man wirklich etwas für die Menschen macht. Er erzählt von Leuten, die sein Unternehmen vor einer Operation besuchen und sich beraten lassen, weil es sie interessiert, was man ihnen implantiert.

Manche kämen auch nach der Operation nochmal und bedanken sich. „Dann kann man sehen, dass diese Menschen dank unserer Produkte besser laufen und es ihnen insgesamt besser geht. Das führt zu einer gewissen Zufriedenheit.

Das zeigt, dass man nicht einfach nur ein technisches Bauteil produziert“, begründet Brehm seine Liebe zur Medizintechnik.

Vom Bauernhof zum Hotel

Quasi nebenbei betreibt Oliver Brehm noch das Acantus Hotel in Oberlindach. Sein Vater hatte vor Jahren einen alten Bauernhof gekauft und zuerst ein Wohnhaus mit fünf Mietwohnungen daraus gemacht.

Eine Scheune auf dem Gelände wurde abgerissen und das Hotel wurde als Apartmenthaus neu gebaut. Nach und nach kamen 40 Zimmer, ein Restaurant sowie Besprechungs- und Tagungsräumen hinzu. Brehm selbst beschreibt das Acantus Hotel als „klassisches Zufallsprodukt“ und „unternehmerisch nicht gut geplantes Projekt“. Aber wer weiß: vielleicht wird das nächste Hotel ja durchdachter.


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