Viele Unternehmen sprechen davon: New Work. Der Begriff stammt ursprünglich aus den 70er Jahren von dem Sozialphilosophen Prof. Dr. Frithjof Bergmann. Heute beschreibt er den strukturellen Wandel der Arbeitswelt. Dennoch fußt der Begriff auch heute noch auf Bergmanns Grundstein: „Arbeit ist das, was ich wirklich, wirklich will“, erklärt Susanne Bohn, Geschäftsführerin ihres Unternehmens susanne bohn Leadership Competence und Initiatorin des Cross Mentoring in der Metropolregion Nürnberg. Die Expertin für Unternehmensführung und eine moderne Arbeitswelt verlieh in der Vergangenheit mehrmals den NEW WORK STAR – ein Preis für innovative Maßnahmen zur Neugestaltung der Unternehmenskultur.
Warum braucht es New Work?
Der Fachkräftemangel ist lange kein Geheimnis mehr. Die Arbeitskultur hat sich verändert. Früher war es üblich, 40 Jahre lang im selben Unternehmen zu arbeiten. Heute hingegen wechseln Arbeitnehmer deutlich häufiger ihren Arbeitgeber. Deshalb sind kompetente Mitarbeiter, die langfristig im Unternehmen bleiben, unentbehrlich. Susanne Bohn betont, dass „der wesentliche Faktor einer echten New Work-Kultur die Art der Mitarbeiterführung“ sei. Führungskräfte sind verantwortlich für ihre Mitarbeiter. „Zufriedene Mitarbeiter sind leistungsstärker und damit produktiver – tragen mit hoher Motivation und Loyalität zum Erfolg des Unternehmens bei und bleiben gerne.“
Durch Digitalisierung hat sich die Arbeitswelt enorm entwickelt: Prozesse automatisieren sich, Menschen können sich standortübergreifend vernetzen und neue Tätigkeitsbereiche entstehen. Deshalb haben sich auch die Anforderungen von Arbeitnehmern an ihre Arbeitgeber verändert – hier greift New Work. Es beschreibt die Transformation zu dieser neuen Arbeitswelt.
„Mitarbeiter auf ein neues Level bringen”
Zwar gebe es keine feste Definition der Maßnahmen für New Work, wie Heiko Fleischmann, Geschäftsführer von raumweltenheiss in Nürnberg und Experte im Bereich New Work, erklärt. Das Ziel sei aber immer: die Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ob Meetings bei einem entspannten Spaziergang abzuhalten, die Möglichkeit an verschiedenen Orten zu arbeiten oder in der Mittagspause eine Runde zu kickern – all das gehört zu New Work und setzt Heiko Fleischmann in seinem Unternehmen um.
Change Management als Schlüssel für New Work
Wer sein Unternehmen in Richtung New Work umdenken möchte, braucht Menschen, die Entscheidungen treffen und neue Wege gehen. Nur dann können alte Verhaltensweisen verändert werden. Strukturen und Prozesse sinnvoll verändern und dem Bedarf der Mitarbeiter anpassen, ist die Voraussetzung. Steht das richtige Mindset, ist das die Grundlage für die Etablierung von Maßnahmen für New Work.
Diese Faktoren sind wichtig bei New Work
New Leadership: Flache Hierarchien und Zusammenarbeit aller Mitarbeiter – jedes Teammitglied soll seine Ideen einbringen und mitreden können. „Als Unternehmer musst du deinen Mitarbeitern Vertrauen schenken”, erklärt Heiko Fleischmann. Dann könne man enormes Potenzial aus ihnen ziehen. Wertschätzung und Respekt gegenüber aller Mitarbeiter sind dafür die Grundvoraussetzung. „Durch flache Hierarchien stehen Führungskräfte und Mitarbeitende auch crossfunktional organisationsübergreifend in engem Kontakt und Austausch“, fügt Susanne Bohn hinzu.
Digitalisierung und Innovation: Innovative Ideen erarbeiten und aktiv fördern und Prozesse digitalisieren verhilft zu neuen Denk- und Arbeitsweisen. Darunter zählt die Möglichkeit von Zuhause zu arbeiten genauso wie die Etablierung neuer Meeting Formate. Ein Beispiel ist der Walk-to-talk. Das Ziel dahinter: Bei einem Spaziergang an der frischen Luft gemeinsam neue Ideen entwickeln. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt.
Moderner Arbeitsplatz: Optisch ansprechende Arbeitsflächen und genügend Möglichkeiten für abwechslungsreiches Arbeiten – so sieht der moderne Arbeitsplatz aus. Allerdings sollte jedes Unternehmen auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter achten. Niemanden bringt es etwas, wenn man zehn hochmoderne Meetingräume hat, die kein Mitarbeiter nutzt.
Gesunderhaltung und gesunde Work-life-balance: Flexible Möbel wie höhenverstellbare Tische, aber auch ausreichend Pausen für die Mitarbeiter gehören zur Gesunderhaltung am Arbeitsplatz. Denn unter Gesunderhaltung zählt nicht nur physische, sondern auch die psychische Gesundheit der Mitarbeiter. Deshalb gehört zu New Work auch eine gelungene Symbiose zwischen dem Arbeitsleben und dem Privatleben – zum Beispiel durch flexible Arbeitszeiten.
Der Weg zu New Work
Bei all diesen Faktoren steht immer der Austausch und das Wohlbefinden der Mitarbeiter im Fokus. Viele Unternehmen verstehen unter New Work etwas anderes. Um den richtigen Weg für das eigene Unternehmen zu finden, empfiehlt Heiko Fleischmann gemeinsam mit seinen Mitarbeitern ein begleitendes Change Konzept zu entwickeln – zum Beispiel in Workshop-Formaten, von der Analyse bis hin zur Umsetzung. Und dann sei es wichtig, dass es Menschen im Unternehmen gibt, die diese Maßnahmen auch umsetzen und vorleben, damit sich langfristig diese Strukturen auch wirklich in Richtung New Work verändern.
Ein Blick von außen
Gleichzeitig müsse man darauf achten, JEDEN Mitarbeiter zu berücksichtigen. Gibt es Teammitglieder, die die alten Arbeitsweisen bevorzugen, dürfen Unternehmer diese nicht aus den Augen verlieren, sondern auch ihre Wünsche und Vorstellungen weiterhin berücksichtigen. Um mit alten Strukturen zu brechen und alte Verhaltensweisen loszulassen, hilft oft auch eine externe Sichtweise auf das Unternehmen. Zahlreiche Experten beschäftigen sich heute mit New Work und seinen Maßnahmen. Sie erkennen, wo die Stellschrauben liegen und welche Veränderungen sinnvoll sind.
Egal welche Maßnahmen ein Unternehmen beschließt: New Work ist immer ein Wandel, weil sich auch der Arbeitsmarkt stetig wandelt und verändert. Aber die eigenen Strukturen zu reflektieren, neue Perspektiven suchen und Dinge einfach mal ein bisschen anders denken, kann immerhin ein guter Anfang für New Work und damit für größere Erfolge sein.