Portrait

„Ich wollte etwas Nachhaltiges aufbauen.“

Markus Neubauer ist Gründer und Geschäftsführer von Silbury, einem IT-Unternehmen in Fürth. Der 41-Jährige hat uns erklärt, warum er Bewerbungsgespräche in Form von Spaziergängen abhält, für welchen Hügel Englands er jeden Tag arbeitet und warum Fürth ein kleines Wirschaftswunder erlebt.

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Selbstständig, angestellt, selbstständig

Man kann meinen, Markus Neubauer sei prädestiniert dafür gewesen, ein Unternehmen zu gründen. Direkt nach seinem Schulabschluss, Ende der 90er Jahre, machte er sich selbstständig. Damals entwickelte er Websites und begleitete auch den Aufbau der ersten großen Seiten der Region mit.

1999 ging er zu DeutschlandMed. Das Medizinportal wollte damals alle Beteiligten der Medizinbranche auf eine Plattform bringen und Waren- und Datenströme abbilden. „Damals wusste man noch nicht, dass das ein interessantes Geschäftsmodell werden würde“, kommentiert Neubauer rückblickend. Die Firma, in der er angestellt war, war seiner Zeit definitiv voraus.

Was folgte, war bitter: Ein großer Konzern, die Kirch-Gruppe, übernahm das Unternehmen und ging kurz darauf pleite. Neubauer wurde selbstständiger IT-Consultant und studierte medizinische Informatik und Jura. Die Selbstständigkeit war jedoch nicht von Dauer. Der heute 41-Jährige erzählt:

„Ich wollte nicht mehr nur in Projekten unterwegs sein, sondern etwas Nachhaltiges aufbauen.“

Markus Neubauer

Die Hügellandschaft Englands

2007 gründete Neubauer deshalb das IT-Unternehmen Silbury gemeinsam mit Thomas Feldmeier. Der Name stammt dabei vom wenig bekannten Silbury Hill im südlichen England. Der künstlich geschaffene Hügel gehört mit dem weitaus populäreren Stonehenge zum UNESCO Kulturerbe. Das Interessante: Silbury Hill gehört zu den ältesten menschheitlichen Großprojekten.

Zahlreiche Menschen sind etwa zur selben Zeit wie zur Errichtung der ägyptischen Pyramiden zusammengekommen, um etwas Großartiges zu schaffen. „Das fanden wir ein tolles Leitmotiv – vor allem auch, weil das Ganze damals schon in mehreren Bauphasen errichtet wurde. Heute würde man das als agil bezeichnen“, erklärt Markus Neubauer.

Von sechs auf siebzig

Die Firma Silbury aus Fürth entwickelt individuelle Software-Lösungen. Dazu gehören komplexe Webauftritte genauso wie Serviceportale und mobile Apps. Neubauer fasst es wie folgt zusammen: „Immer, wenn eine Agentur sagt: ‚Das sind zu viele technische Anforderungen‘, dann kommen wir ins Spiel.“

Bereits zwei Jahre nach der Gründung gewinnt Silbury den Auftrag des Webrelaunchs der Siemens Healthineers. Mit allen sechs Mitarbeitern stellt sich die junge IT-Firma der Herausforderung. Der Geschäftsführer sieht schon damals das Potential in dem verantwortungsvollen Projekt:

„Das war für uns die Gelegenheit, deutlich zu wachsen.“ Was soll man sagen?! Silbury hat sich bewiesen: Heute beschäftigt die Firma etwa 70 Mitarbeiter.

Einen großen Vorteil bei der Unternehmensentwicklung sieht Neubauer noch heute in der Eigenfinanzierung:

„Wir haben uns immer aus der Geschäftstätigkeit heraus finanziert. Dadurch waren wir nie abhängig von äußeren Faktoren. Wir konnten immer genau das umsetzen, was wir wollten.“

Markus Neubauer

Walk & Talks und Erste Hilfe-Kurse

Eine Besonderheit bei Silbury – und gleichzeitig eine Herzensangelegenheit des Geschäftsführers – bildet die Firmenkultur. Das Arbeitsklima des IT-Unternehmens ist geprägt von einer familiären Arbeitsatmosphäre und Zusammenarbeit auf Augenhöhe.

Viermal im Jahr finden die sogenannten Silbury-Days für Mitarbeiter statt. Hier entfliehen alle dem Arbeitsalltag, um über andere Dinge nachzudenken. Dazu gehören zwar auch IT-Themen aber eben genauso andersartige Denkanstöße wie beispielsweise Erste-Hilfe-Kurse. Es kommt ganz darauf an, welche Impulse die Mitarbeiter geben.

Dazu kommen sogenannte Walk & Talks. Besprechungen finden also nicht immer in stupiden Meeting-Räumen statt, sondern bei Spaziergängen. Dabei ist es egal, ob es regnet oder schneit. Neubauer schätzt die Bewegung. Sie bringe Kreativität, sorge aber auch dafür, dass man seinem Körper etwas Gutes tut.

Er verrät: „Mein persönlicher Rekord lag bei 20 Kilometern an einem Tag.“ Übrigens: In Form von Walk & Talks können bei Silbury durchaus auch Bewerbungsgespräche stattfinden.

Das Stiefkind Nürnbergs

Auf die Frage, ob er seine Walk & Talks auch anderswo abhalten könnte – weit weg von Fürth, holt Markus Neubauer aus: „Lange Zeit war Fürth das Stiefkind von Nürnberg, der schmuddelige Vorort. Das hat sich geändert.“

Heute sei Fürth zwar noch immer klein, aber sympathisch, mit kurzen Kommunikationswegen und engen Verbindungen. Neubauer spricht sogar von einer Art „kleinem Fürther Wirtschaftswunder“.

Auch die digitale Szene in der Umgebung schätzt Neubauer sehr – nicht umsonst gilt er als erster Sponsor des Nürnberg Digital Festival (ehemals: Nürnberg Web Week).

Den einzigen Wehmutstropfen, den er sieht: „Wir haben hier in der Region prozentual gesehen die meisten IT-Fachkräfte in Deutschland. Das weiß woanders aber kaum einer. Das müssen wir unbedingt noch bekannter machen und mit breiter Brust nach Außen tragen.“


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