Die richtige Schule zu finden ist sowohl für Schüler als auch für deren Eltern nicht immer einfach. Zwischen den “Standard-Möglichkeiten” wie Mittelschule, Realschule und Gymnasium gibt es beispielsweise auch die Städtische Wirtschaftsschule Ansbach. Ehemalige Schüler berichten in diesem Artikel von ihren Erfahrungen mit der Schule.
Moritz Riedel ist ehemaliger Wirtschaftsschüler und nun Volontär bei einem lokalen Radiosender. Wie ihn die Schule auf seine Zukunft vorbereitet hat, erzählte er im Interview.
Nina Gundermann war ebenfalls auf der Städtischen Wirtschaftsschule Ansbach. Sie arbeitet heute in der Abteilung „Persönlichkeitsentwicklung“ der Firma Fega & Schmitt.
Was haben Sie an der Wirtschaftsschule gelernt, was Ihnen nun im Beruf oder Studium weiterhilft?
Moritz Riedel: „Da kann man schon bei der Bewerbung anfangen. Wir wurden damals sehr gut auf das kommende Berufsleben vorbereitet. Natürlich waren Bewerbungen inkl. Anschreiben, Lebenslauf und Aufbau, ein großer Bestandteil des Fachs ‚Textverarbeitung‘. Zusätzlich dazu haben wir im Fach ‚Betriebswirtschaft‘ sehr gut und vor allem früh mitbekommen, wie ein Unternehmen funktioniert.“
Nina Gundermann: „Das Verständnis für die Buchhaltung sowie die wichtigen betriebswirtschaftlichen und volkswirtschaftlichen Grundlagen und Kenntnisse. Zudem konnte ich anhand meines Wahlpflichtfaches Übungsfirmenarbeit schon erste praktische Erfahrungen in einem kaufmännischen Beruf sammeln. Außerdem fiel mir die Berufsschule sehr leicht, da ich bereits so ziemlich alle kaufmännischen Themen noch von der Wirtschaftsschule her kannte, die wir in der Berufsschule durchgenommen haben.“
Warum haben Sie sich auf der Wirtschaftsschule wohl gefühlt?
Moritz Riedel: „An der Wirtschaftsschule in Ansbach hatten wir einfach eine sehr gute Lehrer-Schüler-Bindung. Ich kann mich noch sehr gut an die Lehrkräfte der Schule erinnern, stehe mit einigen auch heute noch in Kontakt. Der Umgang der Lehrer mit den Schülern war einfach sehr gut. Zusätzlich hatten wir dann noch Highlights wie die Skifahrt nach Sexten, die Sportwoche mit ganz verschiedenen Sportarten und die Abschlussfahrt nach England. Das gibt es ja auch nicht an jeder Schule.“
Hat Sie die Wirtschaftsschule gut auf den Arbeitsalltag vorbereitet?
Moritz Riedel: „Das Besondere an der Schulart sind ja Fächer wie Betriebswirtschaft, Volkswirtschaft, Textverarbeitung, Datenverarbeitung und Rechnungswesen. Ich merke es immer wieder, dass ich als Wirtschaftsschüler durch die Vorkenntnisse in den Bereichen einen Vorteil habe. Das fängt bei einer einfachen Excel-Tabelle an, geht über das Trainieren von Präsentationen und hört beim Zehnfingertippen auf.“
Wie war die Wirtschaftsschule als Schule?
Moritz Riedel: „Die Wirtschaftsschule Ansbach war und wird immer meine Lieblingsschule bleiben. Natürlich hatte ich damals, wie jeder Schüler in dem Alter auch, mal keine Lust und war auch mal faul. Das funktionierende Schulleben und der Schulalltag sind nie verloren gegangen – so konnte ich mich immer wieder motivieren. Die Lehrer haben für ihre Schüler auch echt viel gegeben – kurz vor den Abschlussprüfungen haben wir beispielsweise mit unserem Mathelehrer zuammen die Ferien durchgelernt.“
Nina Gundermann: „Mir hätte nach dem Wechsel von der Realschule nichts Besseres als die Wirtschaftsschule passieren können. Die Art und Weise, wie die Lehrer uns den Unterrichtsstoff vermittelt haben, war anders und aktiver als ich es bisher kannte. Aber auch als Schülerin fühlte ich mich durch das gute Lehrer-Schüler-Verhältnis sehr ernstgenommen und respektiert. Zudem hatten die Klassen eine angenehme Größe und auch die Klassengemeinschaft war aufgeschlossen und sehr harmonisch.“
Wie kamen Sie damals zur Wirtschaftsschule?
Moritz Riedel: „Bevor ich auf die Wirtschaftsschule gegangen bin, war ich auf einer evangelischen Privatschule. Meine Eltern merkten hier schon, dass ich unterfordert bin: ich habe mich oft sehr gelangweilt, hatte aber trotzdem gute Noten. Ein sofortiger Wechsel auf die Realschule wäre möglich gewesen, aber unter den Schülern hatte sich rumgesprochen, dass die Wirtschaftsschule in Ansbach sehr gut ist – so viel dann auch meine Entscheidung.“
Welche Vorteile sehen Sie bei der Wirtschaftsschule gegenüber anderen Schulen?
Moritz Riedel: „Alles in allem, lernt man an der Wirtschaftsschule einfach fürs Leben. Ich habe ein stimmiges Gesamtpaket für das berufliche & private Leben bekommen. Das ist auch nicht selbstverständlich.“
Welchen Tipp würden Sie neuen Wirtschaftsschülern mit auf den Weg geben?
Moritz Riedel: „Zum einen sollte man die Wirtschaftsschule nicht unterschätzen – den Fehler hatte ich damals gemacht. Zum anderen sollte man nicht glauben, dass man irgendeinen Teil des gelernten Stoffes nicht mehr braucht – irgendwann rettet einen dieses Wissen mal die Bewerbung oder man braucht es bei Weiterbildungen und im Job.“
Wie war Ihr genauer Weg nach der Wirtschaftsschule?
Moritz Riedel: „Im September 2014 habe ich eine Ausbildung zum Industriemechaniker für Maschinen- und Anlagenbau angefangen. Nebenbei war ich Jugend- und Auszubildendenvertreter. So kam ich zur IG Metall Jugend und hab Ämter im Ortsjugendausschuss und Bezirksjugendausschuss übernommen. Mit diesem Amt hatte ich dann auch eine gesicherte Übernahme und wurde Ende meiner Ausbildung 2018 als Anlagenführer eingesetzt.
Danach habe ich auf der Berufsoberschule Ansbach angefangen, mein technisches Fachabitur nachzuholen. Anschließend war für mich klar, dass ich Journalist werden möchte. So habe ich mich an der FH Ansbach für den Studiengang Ressortjournalismus eingeschrieben und parallel ein Praktikum bei Radio 8/Radio Galaxy angefangen. Nach einer Woche wurde mir ein Volontariat angeboten und so volontiere ich seit Oktober 2019 bei diesem Radiosender. Egal in welche Zeit meines Werdegangs ich mich zurückerinnere, ich habe von der Wirtschaftsschule für alle Lebenslagen etwas mitbekommen und wir Wirtschaftsschüler stechen in positiven Sinn aus der Masse heraus.“
Nina Gundermann: „Der Weg für die Zeit nach der Wirtschaftsschule hat bereits in der Schule begonnen. Die Schule organisierte für uns den sogenannten „Aktionstag Handel“. Hier stellten sich ca. 5 bis 6 Unternehmen den 9. und 10. Klassen vor. Anschließend konnten wir uns eines der Unternehmen aussuchen, bei dem wir während der Schulzeit ein eintägiges Premium-Praktikum absolvieren durften. Ich habe mich damals für FEGA & Schmitt entschieden.
Das Praktikum hat mir so gut gefallen, dass ich mich direkt um eine Ausbildungsstelle beworben habe. 2016 begann ich dann meine Ausbildung zur Kauffrau im Groß- und Außenhandel bei FEGA & Schmitt. Im Juli 2019 beendete ich diese erfolgreich und wurde in der Persönlichkeitsentwicklung fest übernommen. Im März 2020 stand ich dann selbst vor den Klassen der Wirtschaftsschule und präsentierte das Unternehmen.
Ich bin wirklich sehr froh und dankbar, an der Wirtschaftsschule gewesen zu sein. Ich denke noch heute sehr gerne an die Schulzeit zurück.“
Mehr Informationen zur Wirtschaftsschule Ansbach gibt es auf der Webseite der Schule.